KREIS ROTTWEIL, 08. Aug. 14 - „Ich kann nur sagen: sensationell!“ Der Bundestagsabgeordnete Volker Kauder, der als Vorsitzender der CDEU/CSU-Bundestagsfraktion mit seinen nunmehr knapp 65 Jahren schon viel herumgekommen ist, konnte beim Besuch der „Ersatzturnhalle“ in Beffendorf nur noch staunen: So etwas habe ich noch nie gesehen. Einzigartig!“ Wie gut, dass dieser geradezu umwerfende Termin noch an das offizielle Programm der Sommertour zum Abschluss des Rottweiler Teils dieser zweiwöchigen Intensivbereisung seines Wahlkreises unter der Überschrift „Heimat, Kultur, Ehrenamt“ angehängt werden konnte.
Dies soll die Bedeutung der anderen, so zahlreichen Besuche, Besichtigungen und Gespräche keinesfalls schmälern. Ganz und gar nicht.
So beeindruckten beim Besuch der in den Jahren 1896 bis 1872 erbauten spätgotischen katholischen Kirche St. Martin im Zimmerner Ortsteil Horgen die Größe des Gotteshauses wie auch die Wandmalereien. Gerhard Boos, der 32 Jahre lang aktiv im kirchlichen Leben der Pfarrgemeinde tätig war, wies vor allem auf die Wandmalereien hin, „durch die Verkündigung entsteht“. Eine Kirche ohne Säulen, ohne dass ein Statiker mit dabei gewesen wäre! Zwischendrin waren einmal die farbigen Wände geweißelt worden, bevor später dann die farbige Bemalung wieder aufgetragen wurde. „Man tut sich mit den Farben und den vielen Bildern vielleicht erst einmal schwer“, gab der CDU-Politiker seinen ersten Eindruck wider, doch die in den vergangenen Jahren innen und außen grundsanierte Kirche nicht nur bei Volker Kauder, auch bei den zahlreichen weiteren Teilnehmern dieser Führung das Gefühl, dass Andacht und der Blick für das Wesentliche durchaus sehr gut möglich sind.
Das direkt daneben liegende Pfarrhaus erhielt ebenfalls neue Bedeutung durch die Umgestaltung zum Gemeindezentrum: sehr funktional und nicht nur durch die Heizungsanlage auf dem neuesten Stand.
Ortswechsel nach Stetten zur Beuterkrippe. Berühmt und sehenswert auch im Hochsommer.
Nach der Begrüßung durch Ortsvorsteher Gerhard Wodzisz „in der Perle des Eschachtals“ beschrieb Karl Schmider sowohl das Lebens- und Tätigkeitsfeld von Ernst Beuter, dem Erbauer der wahrlich einmaligen, im Orient angesiedelten Krippe, wie er auf einige der nahezu unzähligen kleinen Kostbarkeiten dieses unschätzbar wertvollen Werkes hinwies. Ein Kleinod, wie man oft so schön zu sagen pflegt – fehlt aber noch die Werkstatt von Ernst Beuter (1899 – 19779), der 50 Jahre lang an der Krippe gearbeitet: „Sie gehört auch in dieses Gebäude“, sagte der Ortsvorsteher. Und er wies auf „den Palmen“, der an der gegenüberliegenden Wand hängt: „Wir stellen sie jedes Jahr der Kirche zur Verfügung.“ Woraufhin eine Teilnehmerin spontan ausrief: „Sie gehört der Kirche.“
Heimat, Kultur, Ehrenamt: die Überschrift über die diesjährige Sommertour von Volker Kauder. Sie hat auch ihren Platz beim Besuch auf dem Bauernhof der Familie Manuela und Jürgen Kramer. „Wir leben zu 90 Prozent von der Direktvermarktung an der Haustüre“, beschrieb der Landwirt, der dem Unionspolitiker einen äußerst attraktiven Hof samt Hofladen („wir sind leider etwas zu weit außerhalb“) präsentierte. Dies seit zehn Jahren, und stets damit beschäftigt, den Erfordernissen dieser Zeit gerecht zu werden.
Bei Kaffee, Zopf und weiteren kulinarischen Köstlichkeiten, freundlichst zubereitet und gereicht von den Landfrauen) sowie last not einem selbst hergestellten Eierlikör (herzlichen Dank auch an die 600 Hühner) betonte der christdemokratische Spitzenpolitiker seine Verbundenheit zur Landwirtschaft: „Bei jeder Sommertour muss zumindest ein landwirtschaftlicher Betrieb mit dabei sein“) und sagte mit Zustimmung aller Anwesenden: „Ich habe bisher noch alle Zusagen eingehalten, die ich den Landwirten gemacht habe.“ Auch mit Erinnerung daran, dass die verschiedenen Zweige der Agrarwirtschaft schon auch manchmal „aufeinander losgehen“ und sich nicht immer einig sind.
Es gab manchmal schon mehr Uneinigkeit zwischen der Politik und einem Bereich, der, so Volker Kauder, unabdingbar zum ländlichen Bereich und zu unserer Kulturlandschaft gehört.
Zwei ganz und gar unterschiedliche Betriebe, wenn auch in unmittelbarer Nachbarschaft, standen anschließend in Dunningen auf dem Besuchsprogramm des CDU-Politikers: einmal die Firma Mauch Consulting & Engineering, dem Zerspanungsoptimierer, „der die Lösung hat für viele Herausforderungen“, wie Geschäftsführer Walter Mauch bei der Präsentation seines Betriebes und beim anschließenden Rundgang sehr glaubhaft und nachvollziehbar versicherte. Und der trotz Nachfrage von Volker Kauder erst einmal keine Wünsche an die Politik hat. Aber sich schwer tut, wie er einräumte, Fuß zu fassen auf dem Heuberg. Dort wo der in Tuttlingen wohnhafte Christdemokrat sich besonders gut auskennt: „Ich sage Ihnen, wie Sie den Heubergern kommen müssen“, sagte Volker Kauder schmunzelnd, aber mit dem ernsthaften formulierten Zusatz zu helfen, die Türe auch dorthin zu öffnen. Und wenn Walter Mauch versicherte, dass er immer auf der Suche ist „nach besseren Lösungen“, so wird doch auch dieses möglich sein.
Mit einem ganz anderen Bereich wurden Volker Kauder und seine Begleiter bei Blumen Längle weniger konfrontiert, sondern sehr freundlich und mit vielen Düften begrüßt. „Wir haben den Schritt weg vom Sulgen hierher nicht bereut“, stellte Norbert Längle gleich zu Beginn klar.
„Vielleicht auch wegen der demnächst fertig gestellten Umgehungsstraße um Dunningen und der Autobahnnähe“, warf Volker Kauder mit Zustimmung ein. Zuvor schon hatte Bürgermeisterstellvertreterin Inge Erath dem christdemokratischen Abgeordneten in ganz herzlichen Worten für seinen Einsatz für eben die Umgehungsstraße gedankt: „Ohne Sie wäre sie nie realisiert worden“, sagte sie in Vorfreude auf die Eröffnung in wenigen Tagen.
Hauptthema auf dem großzügig gestalteten Terrain von Blumen Längle jedoch waren die Herausforderungen, mit denen sich ein solcher Betrieb zu beschäftigen hat: mit den Energiekosten, damit, dass er in einem harten Wettbewerb steht mit dem Einzelhandel steht und damit mit dem Preisdruck. Dabei ist floristische Tätigkeit heute mehr denn je Kunst, die ihren Preis wert ist. Mit der Frage, ob dies von möglichen Kunden immer so gesehen wird.
Das Konzept von Norbert Längle jedoch besticht: einkaufen in seinem Betrieb soll ein Erlebnis sein, soll Freude bereiten.
Beim abschließenden Gespräch beim Gemüsedipp (aus eigener Produktion) sprach Norbert Längle u. a. die „Vorschriftenflut“ mit all den vielen Änderungen an, die, wie auch Volker Kauder bestätigte, nicht vom Gesetzgeber kommen, sondern Ausfluss dessen sind, dass immer weniger persönliche Verantwortung übernommen wird, sondern auf den Staat abgeschoben wird. Eine Entwicklung, die nicht sehr hoffnungsfroh stimmt.
Nach einem Zwischenstopp in der Fliegerklause in Fluorn-Winzeln – hier war die Besorgnis erregende Situation in der Ukraine / in Russland wie auch in Israel, im Gazastreifen und in vielen arabischen Staaten das Hauptthema – dann das „sensationelle Highlight“ in Beffendorf.
Schon die herzliche und unkomplizierte Begrüßung in dem still gelegten Hof in der Ortsmitte ließ Besonderes erahnen. Der Aufstieg zum Heuboden mit seinen dort platzierten Turngeräten (!) ließ staunen. Und mehr noch die Erläuterungen durch Matthias Schneider, den stellvertretenden Vorsitzenden des Beffendorfer Turnvereins: Die alte Turnhalle hatte dringenden Sanierungsbedarf, der Wunsch nach einer neuen Halle kam auf. Die bestehende wurde abgerissen. Und nun? Die Geräte kamen auf eben diesen Heuschober. Abgestellt. Und nun? Es entstand die geniale Idee, die Bühne frei zu räumen, quasi eine Übergangsturnhalle zu errichten. Und so geschah es! Die Eheleute Hubert und Gertrud Haug sowie ihr Sohn Stefan, auch begeisterter Turner, brachten den Heuboden auf Vordermann. Und es entstand, in unglaublich vielen Arbeitsstunden, aber verbunden mit viel Freude die Übergangsturnhalle – wie dies in der Tat einmalig und einzigartig ist. Wenn nun Volker Kauder und seine Begleiter erlebten, wie die Jungen und die Mädchen am Reck wie auch am Boden ihre Übungen vorturnten, so widerspiegelte sich darin sichtbar das Vergnügen, diese Möglichkeit zu haben. Es herrschte die pure Freude, bei allen Beteiligten. Und das Wissen, dass dadurch die Verbundenheit im Verein bleibt und wächst: „Wir sind uns dadurch noch weiter zusammengeschweißt“, sagte nicht nur Matthias Schneider. Selbstverständlich hatte auch der Versicherungsschutz gewährleistet werden müssen, und nicht selbstverständlich ist, aber es gehört gewissermaßen zu einem solchen Verein, dass selbst das alte Vereinszimmer dort oben installiert worden ist, damit auch die Geselligkeit nicht zu kurz kommt.
Die Herzlichkeit und die Freundlichkeit setzten sich fort beim abschließenden Vesper samt Getränken. Volker Kauder, mehr als gerührt vom dem Gesehenen und Erlebten, entwickelte spontan die Idee, diese Aktion für den Ehrenamtspreis vorzuschlagen: „Ich will mich dafür einsetzen“, und er bat die Verantwortlichen, „Sie sollten es dokumentieren, es muss für immer als eine einzigartige, wunderschöne Aktion erhalten bleiben.“
Eindrücklicher, wirkungsvoller und schöner kann eine Sommertour unter dem Titel „Heimat, Kultur, Ehrenamt“ nicht zu Ende kommen. Nicht nur Volker Kauder wird noch lange davon sprechen – und schwärmen.