Inklusion erfordert die ideologiefreie Auseinandersetzung und die Kooperation aller Beteiligter
KREIS ROTTWEIL, 24. Juni 14 - Seit einigen Jahren ist das Thema der Inklusion, der Eingliederung behinderter Schüler in die Regelschule, ein Megathema – mit zunehmender Tendenz. Nicht nur wegen der UNO-Behindertenrechtskonvention, aber nicht ohne deren Einfluss. Und der Tatsache, dass in Baden-Württemberg bei 73 000 oder 6,7 Prozent aller Schülerinnen und Schüler ein Förderbedarf aufgrund einer Behinderung festgestellt wurden.
Für den Arbeitskreis Bildung des CDU-Kreisvorstandes ist es deshalb geboten, sich der sehr vielschichtigen Thematik anzunehmen und abseits aller ideologisch geführten Auseinandersetzungen mit dem Blick auf das jeweilige Kindeswohl Lösungswege aufzuzeigen.
In ihrer jüngsten Sitzung in Rottweil unter Leitung von Monika Schneider, der Vorsitzenden des Arbeitskreises wurde genau so festgestellt, dass die UNO-Konvention keine „Schule für alle“ fordert, aber zu Recht darauf hinweist, dass die Lebens- und Lernsituation behinderter Menschen verbessert werden soll, die gesellschaftliche Teilhabe und Partizipation von Menschen mit Behinderung zu stärken sind, was mit mehr schulischen Gemeinsamkeiten gelingen kann, wie auch, dass im Mittelpunkt der Bemühungen jeweils das einzelne Kind stehen muss mit seinen individuellen Bedürfnissen und der Frage, unter welchen Bedingungen es ihm am besten geht und an welchem Ort es am besten gefördert werden kann.
Ausgehend von dieser Grundaussage und der Tatsache, dass die Behinderungen von Kindern ganz unterschiedlich gestaltet und ausgeprägt sind sowie des Wissens um die hervorragende Arbeit, die in Förderschulen geleistet wird – so die Erfahrungsberichte der AK-Mitglieder gerade aus dem Kreis Rottweil -, sind die christdemokratischen Bildungspolitiker davon überzeugt, dass Kinder mit Behinderung eine Förderplanung brauchen, die auf sie abgestimmt ist. Und es gilt immer, gerade auch in dem Bereich: „Es bedarf wohlbedachter Lösungen, die vom Kindeswohl ausgehen. Eine gemeinsame Beschulung kann förderlich sein, sie ist es aber nicht für alle Schüler“, so Monika Schneider in der Zusammenfassung der sehr ausführlich geführten Diskussion.
Eine Zauberformel, die alle Probleme löst, kann die Inklusion schon gar nicht sein, stellten mehrere Teilnehmer fest: dazu ist die Thematik zu komplex, ist die Aufgabe mehr an Gemeinsamkeit von behinderten und nicht behinderten Kindern zu ermöglichen zu umfangreich, als dass man sie auf dem Altar ideologischer Grabenkämpfe und damit auf dem Rücken der Kinder austragen dürfte. Damit Inklusion gelingt, bedarf es großer Anstrengungen aller, die am Schulleben beteiligt sind: Die starke Heterogenität, die Vielfalt von Behinderungen, Beeinträchtigungen und Störungen machen es geradezu zwingend, dass jeder Einzelfall geprüft und danach entschieden werden muss – „und um allen und allem gerecht werden zu können, muss unbedingt sonderpädagogisches Wissen in die reguläre Lehrerausbildung integriert werden“, so eine dringend vorgebrachte Forderung.
Dies in einer ersten Auseinandersetzung mit einem wichtigen Thema. Doch die CDU-Bildungspolitiker wollen „dran bleiben“ – geplant ist eine weitere Veranstaltung mit einem Experten oder einer Expertin: „Wir wollen die Innenansicht hören und aus der praktischen Erfahrung die Schlüsse ziehen können, die notwendig sind, um die Frage, „Was geht und was geht nicht bei der Inklusion?“ vorurteilsfrei und ohne ideologische Scheuklappen beantworten zu können. Denn die gemeinsame Beschulung von behinderten und nicht behinderten Schülerinnen und Schülerinnen könne nur auf der Basis einer guten Kooperation und im konstruktiven Dialog gelingen – so das Fazit einer ersten Auseinandersetzung des CDU-Arbeitskreises Bildung mit einem Thema, das einen Lernprozess und ein Miteinander aller erfordert.