SCHRAMBERG, 21. Jan. 15 - Der CDU-Stadtverband Schramberg startete die Veranstaltungsreihe „Schramberg im Wandel – Zukunft gestalten“ im voll Schramberger Kulturbesen mit einem Vortrag des Vorsitzenden der Geschäftsführung der Kern-Liebers Firmengruppe Dr. Udo Schnell zu dem Thema „Schramberg Impressionen – eine Sicht von außen nach innen“ – und landete damit vor vollem Haus einen Volltreffer.
„Mit dieser Veranstaltungsreihe wollen wir kommunalpolitische Themen aufgreifen und öffentlich diskutieren“, sagte der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Johannes Grimm bei der Begrüßung und stellte fest: „Die zukünftigen Herausforderungen Schrambergs erfordern eine realistische Standortbestimmung und Analyse. Dabei geht es nicht darum, sich neu zu erfinden. Vielmehr sollen Anregungen von außen in Schrambergs politische Landschaft transportiert werden.“ Adressaten und Gesprächspartner dieser Reihe seien nicht nur CDU-Interessierte, sondern alle relevanten Gruppen aus Industrie, Handel, Politik, Gesundheitswesen, Kultur.
Er hätte wohl keinen kompetenteren Referenten zu dieser Auftaktveranstaltung gewinnen können als Dr. Udo Schnell, der seit fünf Jahren als Chef von Kern-Liebers eine starke Verbindung zu Schramberg als dem Sitz des Unternehmens hat und somit auch großes Interesse an der Stadt, gleichzeitig aber nicht in Schramberg wohnt.
Dr. Schnell erklärte, dass er mit seiner Familie sehr gerne in der Raumschaft lebe und hier sehr schnell heimisch geworden sei. Er fühle sich Schramberg persönlich emotional verbunden, nicht zuletzt auch, weil er als Repräsentant eines großen Arbeitgebers immer wieder neue Mitarbeiter für Schramberg gewinnen müsse. Die Sicherung des Produktionsstandorts Schramberg mache einen Zuzug von Beschäftigten in die Region notwendig. Allerdings sei es nicht immer leicht Stellenbewerber von einem Umzug nach Schramberg zu überzeugen, denn die Familie entscheide mit. Womit er mittendrin war in seinem Thema der „Sicht von Schramberg von außen nach innen“. Dabei sei der erste allgemeine Eindruck von der Stadt von entscheidender Bedeutung. „Es hat den CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Johannes Grimm einiges an Überzeugungsarbeit gekostet, meine Gedanken zu diesem Thema öffentlich zu äußern“, bekannte Schnell. Warum dies so ist, sollte sich in den zahlreichen Beispielen, die von fast schon schockierenden Fotos untermauert wurden, zeigen.
Sehr angetan äußerte er sich jedoch zum Beginn seines Überblicks über die Stadt zu dem harmonischen Ambiente der Kernstadt im Tal mit Einkaufsmöglichkeiten, Schloss, Museen und Park der Zeiten: „Es gäbe nur wenige Orte, die mit einer so interessanten geografischen Lage aufwarten können.“ Die positive Neugierde des Besuchers verliere sich jedoch auf dem Weg der Ortseinfahrten in die Stadt. Von Sulgen, Lauterbach, Schiltach und auch durch die Südeinfahrt kommend, lasse sich nicht erahnen, welch interessante und schöne Innenstadt Schramberg tatsächlich hat. An diesen Eingangstüren vermute man keine blühenden Unternehmen oder gar technologische Weltmarktführer. Eindrucksvoll und nachvollziehbar veranschaulicht Schnell den verbesserungswürdigen Zustand mancher Plätze, Häuser, Bushaltestellen und Schilder, die den ersten Eindruck ausmachen. „Und der erste Eindruck ist entscheidend. Die ersten drei Stunden entscheiden darüber, ob Schramberg als Wohnort in Frage kommt – oder eben nicht.“ Zugeklebte Fenster, überdimensionierte, falsch platzierte Werbung, ein wilder und vermooster Schilderwald, ungepflegte Buswartehäuschen: es sind dies nur wenige von zahlreichen, von ihm dargestellten und bedauerten Gegebenheiten, die für den ersten Eindruck häufig maßgebend sind. Mit der Schlussfolgerung: „Das Motto der Stadt ‚Schwarzwaldqualität erleben‘ wird zumindest im ersten Eindruck nicht wirklich vermittelt.“
Dr. Schnell als erfolgreicher Unternehmer wollte und konnte es bei der durchaus bedrückenden Bestandsaufnahme nicht belassen und präsentierte Lösungsansätze, die ohne viel Aufwand für spür-und sichtbare Verbesserungen sorgen würden: „Und ich bin auch gerne bereit, daran mitzuwirken.“
Weil ihm die Zukunft der Raumschaft wichtig ist. Auch auf dem Hintergrund dessen, dass es möglich sein müsste, dem nach Schramberg Hereinfahrenden eine Willkommenskultur entgegenzubringen, die die Alleinstellungsmerkmale der Stadt sichtbar mache und – mittels Farbgestaltung und eines innerstädtischen Begrünungskonzeptes – die neuralgischen Punkte aus dem Stadtbild entferne.
Sein Credo, mit Leidenschaft und Überzeugung vorgetragen: „Schramberg hat viel zu bieten!“
Schnell schloss seinen Vortrag (dem die sehr interessierten Besucher im Kulturbesen geradezu „atemlos“ folgten) mit dem Appell, die schönen Seiten der Stadt Schramberg auch für den ersten Eindruck „erkennbar“ zu machen. Mit offenen Augen und unter Nutzung ästhetischer Leitbilder in der Stadtbildpflege müsste dieses bei einer Stadt wie Schramberg leicht möglich sein.
Wie sehr er den Nerv getroffen hat, zeigte die anschließende, rege Diskussion mit sehr engagierten und persönlichen Stellungnahmen. „Ich war wohl bisher ziemlich betriebs- oder auch stadtblind“, bekannte ein sichtlich erschrockener Mitbürger. Und der Schramberger Ehrenbürger Dr. Hans-Jochem Steim wies einmal mehr darauf hin, dass er schon seit Jahren auf die an diesem Abend besonders drastisch vorgeführten Missstände aufmerksam mache. „Also, womit fangen wir an?“ lautete dann auch eine in die Runde gestellte Frage, die von Clemens Maurer, dem Fraktionsvorsitzenden der CDU lakonisch so beantwortet wurde: „Am besten, wenn die Verwaltung die Beschlüsse der letzten zwei bis drei Jahre endlich umsetzt.“
Dass vieles, was dem „ersten Eindruck“ sehr zuträglich wäre, ohne ganz großen Aufwand möglich wäre, hatte Dr. Udo Schnell bei seinem Vortrag eindrucksvoll verdeutlicht; dass darüber hinaus geradezu visionäre Gestaltungsmöglichkeiten vorhanden sind, wurde im Verlauf dieses Abends ebenfalls deutlich. So kann er sich vorstellen, dass aus dem in den 1920er Jahren bedeutenden Kinogebäude samt dem Areal – heute ein nur noch hässlicher Fleck – wieder etwas entstehen kann, was der von Stadtarchivar Carsten Kohlmann mit Empathie eingeworfenen früheren Bedeutung entspricht.
Schramberg hat viel zu bieten. Auch in Sachen Kultur. Darauf wies Eberhard Pietsch in seinem Beitrag hin. Doch mit der kommt der Besucher, der sich überlegt, ob er sich mit seiner Familie in Schramberg niederlassen will, in den ersten drei Stunden nicht in Berührung, stellte Dr. Schnell fest. Wohl aber mit der an etlichen Stellen „ausgestrahlten Lieblosigkeit im Detail“.
Und weil es eine zweite Chance nicht gibt, gilt es alles zu tun, dass die erste genutzt werden kann. Im Interesse aller, so die Feststellung von Johannes Grimm am Ende dieser Auftaktveranstaltung, an dem er sich bei Dr. Udo Schnell ganz herzlich bedankte: „Nur wer ein Herz für Schramberg hat, kam mit so viel Freude und Sympathie darlegen, wie wir mit dem Blick nach vorne die Zukunft unserer Heimatstadt positiv gestalten können.“