Die Alarmglocken schrillen laut: Bis zum Jahr 2030 fehlen in Baden-Württemberg 58 000 Pflegekräfte, im Kreis Rottweil beläuft sich die Zahl auf 1 600! Stefan Teufel, Landtagsabgeordneter und gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, nahm bei einer gemeinsamen mitgliederoffenen Vorstandssitzung der beiden CDA-Kreisvorstände Rottweil und Tuttlingen im Hotel „Hirt“ in Deißlingen die erschreckenden Zahlen zum Anlass, auf die gewaltigen Herausforderungen bei der Pflege hinzuweisen. Angesichts der demografischen Entwicklung, der veränderten Morbiditätsrate gilt es, die vor nunmehr 20 Jahren eingeführten Pflegeversicherung zu reagieren.
CDA-Kreisverband Rottweil und Tuttlingen - Keine Frage, dass zahlreiche Maßnahmen notwendig sind, um die auch auf die Demenz ausgeweitete Pflege in dem erforderlichen Umfang aufrecht zu erhalten. So sieht der CDU-Politiker als einen von vielen Bausteinen dafür als wichtig an, dass es ihm gelungen ist, das Berufskolleg II Gesundheit und Pflege sowie das sozialwissenschaftliche Gymnasium im Kreis Rottweil in initiieren: „Wir wollen, dass wir mehr junge Menschen dafür gewinnen können, einen sozialen Beruf zu ergreifen.“ Mit drei zentralen Punkten will er, im Einklang mit der CDU-Fraktion im baden-württembergischen Landtag, zu einer Attraktivitätssteigerung beitragen: Die Bezahlung soll angehoben werden, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss verbessert werden, und Aufstiegsmöglichkeiten sollen ebenfalls Anreiz bieten, einen sozialpflegerischen Beruf zu ergreifen. Ein Teilnehmer brachte die teilweise schiefe Sachlage in der zweistündigen, intensiven Diskussionsveranstaltung auf den Punkt: „Das Reifenwechseln bringt mehr ein als wenn ich bei einem pflegebedürftigen Menschen eine manchmal auch nicht sehr angenehme, aber äußerst notwendige und wichtige Tätigkeit verrichte.“ Ein großes Themenfeld, das auch in beträchtlichem Ausmaß etwas über die Menschlichkeit einer Gesellschaft aussagt, und so zeigt sich Stefan Teufel froh darüber, dass es ihm zusammen mit seiner Fraktion gelungen ist, im Landtag eine Enquete-Kommission zur Pflege zu installieren, die bis Januar nächsten Jahres Vorschläge und Handlungsanweisungen ausarbeiten soll, die dann im Land umzusetzen sind. Gut traf es sich, dass just an dem Tag der Veranstaltung der beiden Kreisvorstände der CDU-Sozialausschüsse Stefan Teufel die einstimmige Zustimmung der CDU-Landtagsfraktion zu seinem Eckpunktepapier mit der Überschrift „Gesundheitspolitik 2.0“ erhalten hat: „Dies war nicht unbedingt zu erwarten, da die Anforderungen und die Herausforderungen auch ganz unterschiedlich sind. In Ballungsräumen sind es oftmals anders aus als bei uns im ländlichen Raum.“ Umso mehr seine Zufriedenheit über die einhellige Zustimmung zu seinem Ansatz für eine zukunftsfähige Gesundheitspolitik, mit der gerade auch im ländlichen Raum die ärztliche Versorgung gesichert werden soll und die unter Berücksichtigung der veränderten Bedingungen und Herausforderungen Anreize schafft für die Anbieter im Gesundheitswesen. So kritisiert der CDU-Gesundheitsexperte beispielsweise, dass die derzeitige grün-rote Landesregierung Bereiche wie die Telemedizin grob vernachlässige. Stefan Teufel: „Wir müssen neue Wege gehen. Ohne Zweifel haben wir eines der besten Gesundheitssysteme, doch dürfen wir keineswegs darauf ausruhen.“ Im Gegenteil: Es gelte, die Weichen jetzt zu stellen. Auch bei so sensiblen Bereichen wie der Palliativmedizin („da herrscht starker Nachholbedarf“), den Hospizen, wie auch bei der in der Diskussion angeschnittenen Belastung durch zu viel Bürokratie im Pflegebereich. Wenn die Dokumentationspflicht von der eigentlichen Arbeit abhalte, gehöre auch dies auf den Prüfstand. Bemerkenswert: Dennis Mauch und Nadine Zindeler, die beiden jungen CDA-Kreisvorsitzenden aus Rottweil und Tuttlingen, konnten gegen Ende des sehr intensiv geführten Gedankenaustausches feststellen, dass sich Jung und Alt sehr einig wussten in den Maßnahmen und bei den Zielsetzungen wie sie auch dem christdemokratischen Gesundheits- und Sozialpolitiker die Unterstützung zusagten für seine an diesem Abend vorgestellten Ansätze für eine Gesundheitspolitik, „die ihren Preis kostet, die aber best mögliche Versorgung und Hilfe gewährleistet.“