Diese magische – oder auch ominöse, drohende Zahl 16! Sie schwebte wie ein Damoklesschwert beim Besuch des Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder bei den beiden beruflichen Schulen in Schramberg-Sulgen über dem Gespräch mit den Schulleitern Hans-Jürgen Ohlmann und Jörg Wiesemann und weiteren Teilnehmern einer höchst spannenden Diskussionsrunde. Ohne viel Umschweife sprachen kam Ohlmann bei seinem Statement zu dem Punkt, der den Schulen auf den Nägeln brennt und die Zukunft mancher Berufe in der Raumschaft ins Wanken bringen kann: Die Landesregierung erlaubt die Bildung von Klassen nur bei einer Mindestanzahl von 16 Schülern. Und die zu erreichen ist oft eine Gratwanderung.
Doch verstehen will und kann diese „starre Haltung“ niemand. Auch mit dem bangen Blick darauf, dass „wenn einmal eine Klasse nicht mehr gebildet werden kann, dann ist es vorbei.“ Und vorbei ist dann auch die Aussicht, dass eine Ausbildung stattfindet, wenn die Beschulung in Karlsruhe, Stuttgart oder Ulm stattfinden müsste.
„Wir brauchen aber die Dezentralität der Bildung und Ausbildung“, stellte Clemens Maurer fest, der als Vertreter eines typischen Handwerksbetriebs auf die Notwendigkeit hinwies, das Handwerk gerade im ländlichen Raum zu stärken. In die gleiche Kerbe schlug die erfolgreiche, hochdekorierte Friseurmeisterin Sebahat Yilmaz-Bader, die der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Johannes Grimm mit zu dem Termin eingeladen hatte und die einige bemerkenswerte Erläuterungen zu dem Gesamtthema Nachwuchsgewinnung beisteuern konnte: von ihrer Schilderung, dass es immer schwieriger wird, gute Leute zu finden bis hin zu der auch von ihr geäußerten Befürchtung, was aus dem Friseurgewerbe würde bei einem Wegfall der Ausbildungsklasse.
Dabei kam sie beim Rundgang im Anschluss an das Gespräch durch die Bereiche Tischler, Maler und Friseure bei ihrem Metier geradezu ins Schwärmen, als sie von Schülerinnen hergestellte Friseurkunst entdeckte!
Handwerk und Kunst, Handwerk und dessen Notwendigkeit gerade im ländlichen Raum bestehen zu können: die Herausforderungen wie die Möglichkeiten liegen offen auf dem Tisch. Wie im Brennglas zu erkennen gerade „auf dem Sulgen“ mit seinen Wachstumskräften, so Volker Kauder. Aber eben auch mit der Bestätigung seiner Erkenntnis, dass die Grünen im Lande („die SPD spielt ja in dieser Landesregierung so gut wie keine Rolle“) wenig übrig haben für den ländlichen Raum: „Wir brauchen dezentrale Strukturen, müssen die gleichen Qualifikationen anbieten wie sie im Ballungsraum vorhanden sind, kleinere Klassen sind eine Voraussetzung für die Zukunft der beruflichen Bildung gerade bei uns.“ Darüber hinaus kristallisierten sich in dem großen Gespräch wie beim Rundgang heraus, wie wichtig es ist, die Vorzüge eines handwerklichen Berufs herauszustellen und dem derzeitigen „hype“ nach Abitur und Studium (mit häufig einhergehenden Scheitern) entgegenzuwirken: das hohe Maß an Selbstständigkeit und Kreativität zum Beispiel.
Die gut eineinhalb Stunden in den beiden beruflichen Schulen in Schramberg, die vor der Fusion stehen und darauf hoffen, dass sie mit ihrer wichtigen und wertvollen Arbeit und Tätigkeit im Zusammenwirken mit allen Beteiligten auch in Zukunft Bestand haben werden, waren für den christdemokratischen Spitzenpolitiker durch die inhaltlich so dichte Diskussion und den Gedankenaustausch geradezu der
perfekte Auftakt für die zahlreichen Besuche am gleichen Tag bei verschiedenen Handwerksbetrieben. Und für die gesamte Sommertour durch den gesamten Wahlkreis.