4 Tage gemeinsam unterwegs:
Der nächste Vormittag war der politischen Information der Reiseteilnehmer vorbehalten. Im Maximilianeum, dem Sitz des bayrischen Landtages, empfing der Referent des CSU – Fraktionsvorsitzenden. Herr Dr. Schwarz erläuterte die Historie des Gebäudes, den Ablauf und die Arbeitsweise der Fraktion, der Arbeitsgruppen und der Ausschüsse. Im bayrischen Landtag sind die Parteien CSU, SPD, Grüne und Freie Wähler vertreten. Die CSU hat mit 101 von etwa 185 Abgeordneten die absolute Mehrheit der Sitze. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CSU, Frau Gudrun Brendel-Fischer, sprach anschließend im Plenarsaal über die Arbeit im Plenum. Die vordringliche Aufgabe der bayrischen Staatsregierung ist natürlich derzeit die Bewältigung der Flüchtlingsproblematik. Nicht bekannt war den meisten Besuchern, dass unbegleitete jugendliche Flüchtlinge nicht weiter geschickt werden dürfen. In ihren Ausführungen wurde auch die Kritik am Vorgehen der Kanzlerin in der Flüchtlingsfrage deutlich. In diesem Zusammenhang berichtete sie über einen Informationsbesuch in der Schweiz, die ein wesentlich schnelleres Asylverfahren praktiziert. Ein Schwerpunktthema von Frau Brendel - Fischer ist die bessere Abstimmung der Bereiche Umwelt + Landwirtschaft und Tourismus. Durch frühere Einbindung der genannten Bereiche könnten Fehlentwicklungen vermieden werden. Die berufliche Bildung und eine vorausschauende Hochschulpolitik wird als wichtiger Unterbau für ein weiteres wirtschaftliches Wachstum unerlässlich. Handwerk und Mittelstand sind ebenfalls breit flächig zu unterstützen. Nach einer kurzen Fragerunde bedankte sich der Vorsitzende der Kreissenioren Union, Helmut Spreter bei Frau Brendel-Fischer für die aufschlussreichen Ausführungen mit einem Geschenk, das einen Bezug zu Rottweil aufweist.
Am Nachmittag hat ein Teil der Besuchergruppe das Deutsche Museum besucht, der andere Teil genoss das schöne Wetter bei einem Stadtbummel. Nicht wenige gingen zu dem immer interessanten Viktualienmarkt. Wieder zurück im Hotel konnten man nach dem guten Abendessen noch den Melodien eines Zitherspielers lauschen.
Am dritten Tag stand der Chiemsee auf dem Programm. Nach einem herzlichen Stehempfang im Tourismusbüro von Gstadt mit Bürgermeister und Tourismuschef fuhr die Gruppe mit dem Schiff zur Fraueninsel. Nach dem Mittagessen war eine Inselführung angesagt. Die Fraueninsel ist Teil der kleinsten Gemeinde Oberbayerns und hat heute rund 300 Einwohner. Vermutlich war die Insel schon seit der Steinzeit besiedelt. Eine verlässliche
Aufzeichnung erwähnt als erste Äbtissin im Kloster Frauenchiemsee die selige Irmengard, eine Tochter Ludwigs des Deutschen im 9. Jahrhundert. Heute sind noch 22 Nonnen im Kloster. Berühmteste Sehenswürdigkeiten sind die über 1.200 Jahre alte Münsterkirche mit dem freistehenden Kampanile, dem Wahrzeichen des Chiemgaues und die karolingische Torhalle – dem ältesten Hochbau Süddeutschlands. Das Wetter zeigte sich nun auch wieder von seiner besseren Seite und die Seniorengruppe fuhr wieder per Schiff und Bus zurück ins Hotel.
Der letzte Tag führte nach Augsburg, der alten Fuggerstadt am Lech. Die Stadtführung begann vor und im Rathaus. Der goldene Saal im Rathaus, der eigentlich für die Ausrichtung von Reichstagen gedacht war, kann als Höhepunkt deutscher Innenraumgestaltung in der Renaissance bezeichnet werden – Fertigstellung 1643. Doch der 30-jährige Krieg führte zur Verlegung des Reichstages nach Regensburg, so dass der goldene Saal nie in seiner gedachten Funktion glänzen konnte. Er wurde und wird als Versammlungs- und Empfangshalle der Stadt benützt. Er bietet Platz für ca. 300 Personen an Tischen und misst 552qm, die Höhe ist 14m und ist, wie es sein Name schon ausdrückt, mit sehr viel Goldschmuck ausgestattet.
Im weiteren Verlauf des Tages wurde die Fuggerei - älteste Sozialsiedlung der Welt besucht. Die Reihenhaussiedlung stiftete Jakob Fugger im Jahre 1521. Heute wohnen in den 140 Wohnungen der 67 Häuser schuldlos verarmte, katholische Augsburger Bürger für eine Jahreskaltmiete von € 0,88. Sie sprechen dafür täglich einmal ein Vaterunser, ein Glaubensbekenntnis und ein Ave Maria für den Stifter und die Stifterfamilie Fugger. Bis heute wird die Sozialsiedlung zum großen Teil aus dem Stiftervermögen unterhalten.
Nach einer Mittagspause ging die Fahrt weiter nach Zwiefalten. Dort war noch Gelegenheit das Münster „Unserer lieben Frau“ zu besichtigen und in der Klosterbraugaststätte einzukehren. Gegen 19,30 Uhr traf die Reisegruppe wieder in Rottweil ein.
Eine sehr interessante Ausfahrt, bestens organisiert und geleitet von den Vorstandsmitgliedern Wolfgang Vater und Walter Erath, wird allen Teilnehmern noch lange in guter Erinnerung bleiben.
Text: Karl-Heinz Glowalla, Schriftführer Senioren-Union Rottweil