Wie geht’s weiter mit der Bildungspolitik nach der Landtagswahl? Verunsicherung durch Grün-Rot wirft besorgte Fragen auf.
Von St. Georgen bis Dunningen und über Oberndorf bis nach Sulz waren besorgte, verunsicherte Pädagogen, Lehrer, Lernentwickler in den Kronesaal nach Bochingen gekommen, um beim Vortrag und in der Diskussion mit dem bildungspolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Georg Wacker (seit kurzem auch Sprecher aller 16 CDU-Fraktionen in Deutschland!) zu hören, wie sich die CDU die bildungspolitischen Weichenstellung nach einem möglichen Regierungswechsel nach der Landtagswahl am 13. März nächsten Jahres vorstellt.
Eines vorweg: ein „roll back“ wird es nicht geben. Mit der Aussage konnte der 53-jährige Landtagsabgeordnete und frühere Bildungsstaatssekretär schon mal alle eventuellen Befürchtungen entkräften, ähnlich wie bei Grün-Rot würde das gesamte Schulsystem erneut auf den Kopf gestellt werden, so wie dies unter der derzeitigen Landesregierung gleich nach Beginn deren Amtsübernahme mit der – ohne jede Vorbereitung durchgeführten - Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung und der sofortigen Einführung der Gemeinschaftsschule geschehen ist. „Damit machen wir die Eltern glücklich“, hatte die damalige (überforderte und auch bald abgelöste) Kultusministerin zu dem Beschluss gesagt, die Eltern alleine über den Besuch ihrer Kinder in der weiterführenden Schule entscheiden zu lassen. Ruhig und sachlich, so wie Georg Wacker seit vielen Jahren die Schulpolitik im Land entweder mitgestaltet oder aber, wie derzeit als Oppositionspolitiker, mit wachem Auge begleitet, entwarf er das Bild von der frühkindlichen Bildung bis zum Ende der Schulzeit und unterzog vor allem dem grün-roten Lieblingsprojekt, der Gemeinschaftsschule einer kritischen Würdigung. Und er setzte der „ideologisch motivierten“ Bevorzugung der Gemeinschaftsschule das Konzept der CDU entgegen: „Wir werden nicht vom Stand des Jahres 2011 ausgehen können, sondern von den geschaffenen Realitäten aus die Herausforderungen angehen.“ So will die CDU nicht zurück zur verbindlichen Grundschulempfehlung, sondern stattdessen durch intensive Beratung ab Klasse eins bis zur sechsten Klasse einen neuen Weg beschreiten. Und sie wird keine Gemeinschaftsschule schließen, aber es ermöglichen, dass die ärgsten Fehlentwicklungen angegangen werden. So wollen die Christdemokraten bei der Bildung von Lerngruppen weggehen von dem bisherigen starren Schema, das nur heterogene Gruppen zulässt (auch wenn Georg Wacker zu seiner Überraschung feststellen musste, wie in einer GMS der dortige Schulleiter bekannt hat: „Das machen wir schon immer so.“ Trotz Verbots durch das Ministerium!)
Unter Berücksichtigung auch der demografischen Entwicklung und der in dieser Legislaturperiode geschaffenen Fakten will die CDU das Bildungssystem weiterentwickeln, „wir wollen die Balance wiederherstellen“, so der Bildungsexperte der CDU-Landtagsfraktion, die Balance, die durch Grün-Rot aufgegeben worden sei.
Nach einem bemerkenswert kompakten Impulsreferat konnte er in der ausgiebigen Diskussion umso mehr auf die zahlreichen Fragen aus dem Publikum eingehen: In diesen wurden die bestehenden Unsicherheiten hinsichtlich ganz konkreter Maßnahmen wie für die zukünftige Schulstruktur thematisiert. Wer wollte, konnte ganz deutlich wie manche erleichterte Minen sehen und Steine plumpsen hören bei der wiederholt geäußerten Aussage von Georg Wacker, dass bei der CDU der Bestand von Gymnasium und Realschule gesichert sind – und zwar einer Realschule, die nicht, wie bei Grün-Rot „zur neuen Gemeinschaftsschule wird“, wie Georg Wacker dies befürchtet.
Grundlegende Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Positionen zwischen den politischen Lagern waren deutlich erkennbar in der gut zweieinhalbstündigen Veranstaltung.
Unterschiede, die den Landtagswahlkampf wohl entscheidend mitprägen werden – geht es doch um nichts mehr als um die Zukunft der jungen Generation.
Und auch darum, die anwachsende Zahl an schulpflichtigen Flüchtlingen und Asylbewerbern in die Schule zu integrieren. Ein Thema, das der Landtagsabgeordnete Stefan Teufel bei seiner Begrüßung bereits angesprochen hatte. Und das sich als ein Bereich darstellt, bei dem Georg Wacker angesichts der nur 570 zusätzlichen Deputate klar und deutlich erklärte: „Die reichen nicht aus!“ Wie es auch keinerlei Konzept für die Fortbildung gebe. Ebenfalls wurde das unbefriedigende System der Vorbereitungsklassen moniert. Noch eine Baustelle!
In einer Veranstaltung, die unter der Leitung des Oberndorfer CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Robert Häring sicherlich mehr Besucher verdient gehabt hätte, die aber dennoch aufzeigte, dass die die Verantwortung tragen, wieder mehr Ruhe und Verlässlichkeit in der Schule haben wollen. So, wie der Bildungsexperte des CDU-Kreisverbandes und Berufsschullehrer, Jochen Schwarz es in seinem Beitrag formulierte: „Ich erlebe an der Schule viel Frust. Wir aber brauchen mehr Luft und wollen einfach unsere Arbeit tun können.“