Der Höhepunkt von vier ereignisreichen Tagen in der Hauptstadt:
Die Reinigungsarbeiten im Plenarsaal wie auch auf der Kuppel des Reichstags erweckten beim Besuch einer 50-köpfigen Reisegruppe aus dem Bundestagswahlkreis Rottweil-Tuttlingen in der Bundeshauptstadt den Eindruck, als mache die Politik Pause. Auch bei der Führung durch das Bundeskanzleramt mit den Eindrücken im Kabinettssaal und dem Betrachten der beiden Gemälde an den Seitenwänden und der unübersehbaren Uhr, die Bundeskanzler Konrad Adenauer seinen Nachfolgern – und damit auch der ersten Frau in diesem Amt, Angela Merkel - hinterlassen hatte, ließ nicht erahnen, mit welch gigantischer Herausforderung die politisch Verantwortlichen in dieser Zeit konfrontiert sind.
Zwar wehte der kühle Wind den Gästen aus dem Südwesten nicht nur beim Rundgang über der Dachterrasse des Reichstags kräftig ins Gesicht, doch spätestens beim Gespräch mit ihrem Abgeordneten im Deutschen Bundestag in der Landesvertretung Baden-Württemberg, dem CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder, kam so klar und deutlich zum Ausdruck wie dies überhaupt nur möglich ist, mit welcher Leidenschaft und Kraftanstrengung die Spitzenpolitiker um Lösungen in der Flüchtlingsfrage ringen.
Ungeschminkt und in ganz großer Offenheit, wie dies seine Art ist, beschrieb Volker Kauder die dramatische Situation, auf die er bereits bei der Sondersitzung des Deutschen Bundestags in Sachen Griechenland hingewiesen hat. Zur Überraschung und Verwunderlich der meisten Mitglieder des Hohen Hauses wies er darauf hin, dass ein Problem auf das Land zukommen werde, wogegen die Griechenlandfrage fast schon unbedeutend erscheinen würde. Und er weiß auch deswegen, wovon er redet, weil er durch seine zahlreichen Besuche und Gespräche im Nahen Osten, im arabischen Raum und im nördlichen Afrika genaue Kenntnis dessen hat, was dort geschieht – und im gleichen Ausmaß kennt der christdemokratische Spitzenpolitiker durch seine Präsenz im Wahlkreis und zahlreiche Begegnungen im ganzen Land die Stimmungslage „vor Ort“. Ihm kann man nichts vormachen. Und weil er zu Recht von sich behaupten kann, dass er die Menschen noch nie angelogen hat, wurde diese Stunde in der Landesvertretung für alle Gäste zu einem denkwürdigen Erleben eines Politikers, der an verantwortlicher Stelle zusammen mit der Bundeskanzlerin unter Aufbietung aller Kraftanstrengung mit Geduld und Zähigkeit daran arbeitet, diese „größte Herausforderung für unser Land seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs“ zu meistern.
„Es ist kein leichter Weg“, auch deswegen nicht, weil ihm die „zunehmenden Egoismen der europäischen Nationalstaaten“ nicht nur Sorge bereiten, wenn nahezu die gesamte Verantwortung Deutschland zugeschoben wird, sondern weil er die Gefahr sieht, dass dieses große Projekt Europa im Begriff ist, „gestört, noch nicht zerstört zu werden.“ Nachdenkliche Worte eines Politikers, der mitten im Sturm einer Herkules-Aufgabe glaubwürdig den Eindruck vermittelte, dass sie bewältigt werden kann. Weil er auf festem Grund steht. So kennen ihn nicht nur die Teilnehmer der Berlinfahrt, die stolz sind, dass er ihr Bundestagsabgeordneter ist. Und genau so passt der Satz aus Goethes „Hermann und Dorothea“ zu ihm, der gradlinig und glaubwürdig und auf der Grundlage seines Wertesystems Politik macht: „Wer in schwankender Zeit selber schwanket, vermehret das Übel.“
Mit dem Wissen, dass gerade er nicht schwankt, erlebten die Rottweiler und Tuttlinger Gäste die Weltstadt Berlin in allen ihren Facetten: mit Berührungspunkten zu den zwei deutschen Diktaturen, zu der seit 25 Jahren zusammenwachsenden deutschen Hauptstadt, sie erlebten und erfuhren die vielfältigen Möglichkeiten, die die Kulturstadt Berlin bietet, beispielsweise bis hin zum Besuch einer grandiosen Revue im Friedrichstadtpalast („besser als Las Vegas“) und vielem mehr. Und dass die übliche, „ganz normale Politik“ auch noch stattfindet. So das Ergebnis eines Gesprächs im Ministerium für Arbeit und Soziales. Auch dass derzeit die Planungen und Verhandlungen über den Bundeshaushalt des nächsten Jahres laufen. Auch dabei spielt Volker Kauder als Vorsitzender der größeren der beiden Koalitionsparteien eine wesentliche Rolle. Mit dem von ihm klar geäußerten und formulierten Bekenntnis: „Trotz der erhöhten Ausgaben durch die Flüchtlingskrise wollen und werden wir auch in Zukunft keine neuen Schulden machen.“ Auch wenn ein eigentlich vorgesehener Abbau der Staatschulden nicht möglich sein wird: „Was wir im Wahlkampf versprochen und im Koalitionsvertrag vereinbart haben, gilt.“ Weil Glaubwürdigkeit und Vertrauen wichtige Pfeiler sind gerade dann, wenn so derartig schwerwiegende Entscheidungen zu treffen sind wie in diesen Zeiten.