Der ehemalige Finanzminister Gerhard Stratthaus in Zimmern über die Bewältigung der Finanzkrise und zur Zukunft des EURO
Nicht nur das gelungene Bonmot beim Schlusswort des Landtagsabgeordneten Stefan Teufel zum Ende einer bemerkenswerten Wahlveranstaltung in Zimmern im Gasthaus „Zur alten Schmiede“ blieb haften bei den mehr als 60 Besuchern: „Gerhard Stratthaus war Bürgermeister von Brühl und hatte da mit Steffi Graf zu tun, als Oberbürgermeister von Schwetzingen mit der Königin von Schweden – und heute war er in Zimmern beim Teufel!“ Das saß, wie der gesamte Abend, der als Schwarzwurstvesper angekündigt war, was damit dann auch bedeutete, dass nicht nur der Geist und der Intellekt angesprochen wurde, sondern dass auch die zutiefst menschlichen Bedürfnisse nach den fein belegten Brote zu ihrem guten Recht kamen.
Auch so kann eine Wahlveranstaltung ablaufen! Mit einem Vortrag von Gerhard Stratthaus, der aus seinem so fundierten Wissen als langjähriger Finanzminister („Ich bin noch immer stolz darauf, dass wir es im Jahr 2008 geschafft haben, zum ersten Mal seit vielen Jahren ohne neue Schulden ausgekommen zu sein“) auf höchsten Niveau gerade die vergangenen Jahre mit der Bewältigung der diversen Krisen Revue passieren ließ. Nicht ohne die noch immer bestehenden Risiken zu erwähnen. Besonders aber mit dem Hinweis, dass Deutschland – „Wir haben gerade noch ein Prozent der Weltbevölkerung“ – dass wir ohne Euro ganz anders da stünden. Mit viel, viel mehr Unsicherheit. Und mit Risiken.
Wie komplex das Finanzgeflechte sind und was es mit der Niedrigzinsphase auf sich hat. Die bedauerlicherweise von etlichen Ländern nicht dazu benutzt wird, Reformen durchzuführen und die Schulden abzubauen.
„Ich höre das jetzt von dir zu zweiten Mal und ich habe es erstmals verstanden“, gab Dr. Hans-Jochem Steim schmunzelnd und bewundernd zu, als sein Freund und früherer Kollege im baden-württembergischen Landtag in der Fragerunde zur Geldpolitik, die eine Wissenschaft für sich ist, aber mit erheblichen Auswirkungen auf uns alle. Er selbst, der Vorgänger von Stefan Teufel als Abgeordneter des Wahlkreises Rottweil in Stuttgart, war damals angetreten, um die viel zu hohe Staatsverschuldung abzubauen. Nicht nur dies verbindet ihn mit Gerhard Stratthaus.
Und was das Ganze mit Wahlkampf zu tun hat? Eine solche Veranstaltung kann und soll auch sehr wohl dazu dienen, aufzuklären, Zusammenhänge zu erläutern. Je mehr die Lebensleistung und die Kompetenz des heute 73-jährigen Christdemokraten über alle Maßen anerkennt sind, umso mehr klangen dann auch seine wenigen Bemerkungen zur bevorstehenden Landtagswahl überzeugend: „Sie hat über den Bundesrat auch wichtige bundespolitische Bedeutung,“ sagte er, der selbst über viele Jahre hinweg das Land im Bundesrat vertreten hat. „Baden-Württemberg spielt in Berlin so gut wie keine Rolle mehr, und wenn, dann eine negative.“
Allerhöchstes Lob dagegen erhielt Stefan Teufel von Gerhard Stratthaus: „Ich habe selten mal erlebt, dass jemand so kompakt und schlüssig sein Programm vorstellt, mit dem er sich einsetzen für seine Heimat in der nächsten Legislaturperiode im Landtag“, staunte er, der im Laufe seines Politikerlebens viel erfahren und erlebt hat. Stefan Teufel, der zum dritten Mal das Mandat im Landtag anstrebt, pflegt einen geradezu kohärenten Stil zu Gerhard Stratthaus: Moderat, ruhig, klar in der Aussage, ohne jeden Angriff auf einen eventuellen politischen Gegner. Seine Punkte für „unsere Heimat, dass sie lebenswert bleibt“: in die Infrastruktur investieren, in das schnelle Internet, in die Bildung, zum Beispiel. Er hätte können sagen, dass die grün-rote Landesregierung die Errichtung eines Wirtschaftsgymnasiums in der Berufsschule in Schramberg-Sulgen abgelehnt. Was er nicht tut. Stattdessen: „Wir müssen weiter investieren in das berufliche Schulwesen, weil nur dann auch in Zukunft bei uns im Kreis attraktive Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen.“
Es ist aber gerade diese Art, mit der Stefan Teufel auftritt, Tag für Tag, mit ganz großem Einsatz, und immer sachlich, die die bei den Menschen ankommt. Sowohl in Zimmern, seiner Heimatgemeinde, wie im gesamten Wahlkreis – und darüber hinaus. Denn als gesundheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion und als Vorsitzender des Arbeitskreises Soziales ist er mit seinem Sachwissen und seiner Fähigkeit, komplexe Themen „im Dialog mit den Menschen, denn nur so entsteht gute Politik“ (so sein Leitmotiv) darzustellen und zu besprechen, gefragt als profunder Gesprächspartner.
Und während es draußen vor der Tür heftig schneite, war drinnen in dem so urig-rustikalen und gemütlichen Ambiente des Gasthauses „Zur Schmiede“ die Stimmung so angenehm. Auch wegen des Schwarzwurstvespers. Vor allem aber auf Grund der so sachlich-moderaten und manchmal auch humorvollen Stimmung, die den ganzen Abend über zu erleben war.