Vierstündige Mitgliederversammlung der CDU-Senioren-Union
„Wir decken nahezu die gesamte Bandbreite der politischen Themen ab.“ Dass dieser Satz, von Helmut Spreter, dem wieder gewählten Kreisvorsitzenden der Senioren-Union bei der Mitgliederversammlung im Gasthaus „Kreuz“ in Schramberg-Oberreute gewissermaßen nebenher geäußert, alles andere als übertrieben ist, zeigte die breiten, teilweise leidenschaftlich geführten Debattenbeiträge der CDU-Senioren. Höchste Anerkennung für ihre Arbeit zollte nicht zuletzt der Bundestagsabgeordnete Volker Kauder der Vereinigung. Lob, Dank und Anerkennung, Wahlen und Ehrungen waren das eine, die Beschäftigung mit brisanten, den Nerv treffenden Themen waren das andere bei dem vierstündigen (!) Treffen in dem vollbesetzten Tagungslokal.
Geradezu ideal traf es sich, dass mit Volker Kauder als Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion einer der führenden Bundespolitiker in sehr eindringlichen Worten die für die enorme Herausforderung des Umgangs und der Notwendigkeit Gespräche mit islamischen Ländern wie der Türkei und mit Saudi-Arabien zu führen beschrieb – und gleichzeitig der Islamwissenschaftler und Historiker Dr. Herbert Müller einen gleichermaßen faszinierenden wie in der Konsequenz der geschilderten Tatbestände erschreckenden Vortrag über die Grundlagen eines politischen Islams unter besonderer Berücksichtigung des Salafismus hielt. Als er, der unter anderem auch in Tunis studiert hatte, im Jahre 1992 zum Landesverfassungsschutz kam, war er nahezu alleine als Beobachter einer Szene, was sich nach 2001 dramatisch veränderte: Der Regierungsdirektor und Leiter der Abteilung Islamismus/Islamistischer Terrorismus im Landesamt für Verfassungsschutz beschrieb in einem Parforce-Ritt von der Entstehung des Islam über die vielerlei Verzweigungen und Entwicklungen im Lauf der Jahrhunderte bis hin zum Islamismus als einer „extremistischen Ideologie mit vielfältigen Facetten, bei der die Religion alle Bereiche des menschlichen Lebens durchdringt“ einen Komplex, der die gesamte Aufmerksamkeit verdient. Dies aber setzt das Wissen über historische Zusammenhänge und Hintergründe voraus – und genau dieses präsentierte Dr. Müller in einer nahezu unglaublich kompakten und wissenschaftlich fundierten Art. Alleine schon wie er die Radikalisierung junger Leute durch Salafisten und Dschihadisten mit einer Mischung aus Rambo-Mentalität, mit basecap und modernsten Medien und gekleidet in islamistischem Gewand beschrieb („und es sind beileibe nicht nur gescheiterte Jugendliche, die darauf ansprechen“), war für die Mitglieder der Senioren-Union erhellend und wirkte bedrückend zugleich.
Und für Helmut Spreter war klar: „Wir müssen den Dialog fortsetzen!“ Über eine Thematik, die nicht so schnell vergehen wird. Darüber waren sich alle einig.
Wie bei den CDU-Senioren die Bildung der grün-roten Koalition auf Landesebene auf einhellige Zustimmung stößt. „Es gilt die Chance zu nutzen“, sagte der SU-Kreisvorsitzende.
Klipp und klar. So wie Volker Kauder in seinem Beitrag „in dieser aufgewühlten Zeit“ davon ausgeht, dass die CDU-Minister in ihren Ressorts in der Landesregierung Zeichen setzen wird für Stabilität und für die Verlässlichkeit, „die die Menschen von uns erwarten.“ Nur wer von sich selbst überzeugt sei, könne auch andere überzeugen, sagte er. Und mit einem kritischen Blick auf den grünen Verkehrsminister geht der Unionsfraktionschef davon aus, dass „die Projekte, die wir in Berlin durchgesetzt haben – die Talumfahrung Schramberg an vorderer Stelle – nicht in Stuttgart wieder boykottiert werden.“ Alles in allem: „Die CDU wird in der Regierung zeigen, was sie kann und nach fünf Jahren gestärkt aus dieser Konstellation herausgehen.“
Nicht in allen Teilen der Senioren-Union wird dies so gesehen. Hugo Bronner, seit vielen Jahren in zahlreichen wichtigen Ämtern mit dabei und seit dem vergangenen Jahr Schatzmeister im Land, nahm kein Blatt vor den Mund und kritisierte insbesondere den Landesvorsitzenden der Senioren-Union: „Gegen jede Vernunft stellte er sich gegen die nun gebildete neue Landesregierung. Ich habe mir in all den Jahren im Landesvorstand noch nie so schwer getan wie in dieser Frage. Oftmals fühle ich mich als einsamer Kämpfer.“ Doch Hugo Bronner ist unbeugsam- so das Lob von Helmut Spreter für den langjährigen, so gradlinigen Mitstreiter.
Die Politik besteht aus Themen und Inhalten. Sie wird aber repräsentiert und gestaltet von Personen. Und auch davon war viel die Rede bei dieser so umfangreich gestalteten Mitgliederversammlung.
So erbrachten die von CDU-Kreisgeschäftsführerin Doris von Schulz geleiteten Neuwahlen vieles an Kontinuität und einige Veränderungen.
Kreisvorsitzender: Helmut Spreter
Stellvertreter: Hugo Bronner
Karl-Heinz Glowalla (neu)
Schatzmeister: Eberhard Barth
Schriftführer: Wolfgang Schuler
Pressereferent: vorläufig unbesetzt
Beisitzer: Markus Banholzer, Walter Erath, Winfried Halusa, Wilfried Hennemuth, Dr. Robert Kreidler, Alfons Kuon, Franz Sauter,
Delegierte für die Bezirksversammlung:
Delegierte für die Landesversammlung: Hugo Bronner, Karl-Heinz Glowalla, Helmut Spreter
Delegierter für die Bundesversammlung: Hugo Bronner
Wahl eines Beisitzers für den Bezirksvorstand:
Darüber hinaus konnte eine ganze Reihe von Mitgliedern für ihre langjährige Treue und gleichzeitiger Mitarbeit in Ämtern der Senioren-Union geehrt werden.
Es waren dies
Sie alle eint der Wille, Politik mitzugestalten: als Senioren-Union, doch unter Berücksichtigung aller relevanten Themen. Mit Blickrichtung in die Gesellschaft wie auch in die eigene Partei hinein. Immer auch im konstruktiven Gespräch und im Miteinander mit der CDU im Kreis und mit der Jungen Union sowie mit den Abgeordneten. „Dies ist uns wichtig“, so Helmut Spreter, „und dafür sind wir dankbar.“ Auch für die Anwesenheit und die Grußworte des stellvertretenden CDU-Kreisvorsitzenden Lothar Reinhardt (in Vertretung von Stefan Teufel) und für die Diskussion mit Volker Kauder. Er setzte mit seinem Beitrag einmal mehr besondere Akzente: „Wir wissen um die Situation gerade in den Ländern, die weit weg sind von demokratischen Zuständen. Doch wir können uns die Gesprächspartner nicht heraussuchen. Und dass wir vor der Türkei nicht kuschen, zeigt die Tatsache, dass wir in wenigen Tagen im Deutschen Bundestag eine Erklärung verabschieden werden zu dem Massaker der Türken gegen die Armenier.“ Egal ob es Erdogan gefällt oder nicht.