„Warum machen Sie noch Wahlkampf?“ fragte der Rundfunkjournalist
Gleich zu Beginn seiner Rede beim nachmittäglichen Schwarzwurst-Essen der Senioren-Union im Vereinsheim der Gartenfreunde in Rottweil nahm der Bundestagsabgeordnete Volker Kauder die ihm zuvor schon von dem SWR-Redakteur Sven Herkrath gestellte Frage auf: „Warum machen Sie dann überhaupt noch Wahlkampf?“ Sollte heißen, angesichts der doch stabilen Umfragewerte zugunsten der Union. Und wohl auch der Tatsache geschuldet, dass der CDU-Politiker davon ausgehen kann, das Direktmandat in seinem Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen erneut überzeugend zu gewinnen.
Warum er nun stabile Verhältnisse mit einem klaren Regierungsauftrag für CDU und CSU für sehr notwendig hält, das wurde in den nachfolgenden knapp zwei Stunden mehr als deutlich.
Sei es, ob es darum geht, dafür zu sorgen, dass die Talstadtumfahrung Schramberg endlich die weiteren Hürden nimmt und in der nächsten Legislaturperiode das Planfeststellungsverfahren auf den Weg gebracht werden kann, sei es, dass die „oftmals so zähen Bemühungen“ um den Ausbau der Gäubahn zu einem guten Ende kommen können: Volker Kauder will dafür sorgen, dass diese Projekte für seinen Wahlkreis, für deren Realisierung er sich seit vielen Jahren einsetzt, verwirklicht werden können. „Das Geld ist da,“ sagte er, doch Hindernisse und Hürden, angesichts unterschiedlicher Zuständigkeiten („Ich werde nochmals mal mit dem Landesverkehrsminister oder auch mit dem Ministerpräsidenten sprechen müssen“) im Föderalismus oder auch von Einsprüchen und Widerständen zum Beispiel von Anliegern müssen überwunden werden. „Und bei der Gäubahn machen uns neben der Tatsache, dass nicht alle bei der Bahn sie sehr schätzen, die Tunnels mit zahlreichen Kurven etliche Probleme.“ Doch sein Optimismus war unverkennbar: „Ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen.“ So wie der Bau der Bundesautobahn A 81 damals die Wohlstandssicherung für unseren Wahlkreis gewesen sei, für so notwendig hält er die von den Teilnehmern der Veranstaltung angemahnten Maßnahmen.
Und wie bei der ebenfalls ins Gespräch gebrachten Entlastung von Neukirch ist es für den Unionspolitiker unerlässlich, dass „es klar sein muss, was die Kommunen wollen: Das Hin und Her und immer wieder neue Diskussionen über verschiedene Trassen muss ein Ende haben. Sonst klappt nichts.“
In gleichem Maße wie er bei den Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen Druck macht und er den jetzigen Zeitpunkt, in dem Geld da ist, „und das wird nicht mehr immer so sein“, sieht er auch bei der von den Teilnehmern in die in Diskussion gebrachten Themen wie weitere Verbesserungen bei der Pflege und der inneren Sicherheit Handlungsbedarf und die Notwendigkeit, alles dafür zu tun, dass die Menschen bei uns in Sicherheit leben. „Und wir werden in der nächsten Legislaturperiode für deutliche Entlastung für die Familien sorgen, die von der Pflege betroffen sind.“
Allesamt wichtige Themen. Doch bei der Frage nach der Zukunft der Europäischen Union und der gesamten außenpolitischen Komponente in Anbetracht der zahlreichen dramatischen Vorgänge und der Unwägbarkeiten fast überall rund um die Welt, verblassen diese fast schon wieder. Und Volker Kauder wäre nicht der von seinen Grundwerten überzeugte Politiker, wenn er nicht gerade in diesem Teil der Veranstaltung zwar davon gesprochen hätte, „dass Politik mit dem Betrachten der Wirklichkeit“ anfängt. Doch genau zu der gehört auch, dass die Befürchtung oder auch die Hoffnung von manchen, der Brexit würde bewirken, dass den Briten noch weitere Länder folgen würden, genau nicht eingetreten ist: „Dies hat zu manchem Nachdenken geführt und auch dazu, welche Folgen aus einem unbedachten Denken heraus entstehen können.“
Es sei dies ein hoch interessanter Nachmittag gewesen, sagte der Vorsitzende der Senioren-Union, Helmut Spreter, der durch die Veranstaltung führte. Angereichert durch das nebenher gereichte fein zubereitete Schwarzwurst-Vesper und die gute, freundschaftliche Atmosphäre im Vereinsheim der Gartenfreunde.