Das „Flaggschiff der CDU im Kreis“ mit neuem Kapitän
Es war mehr als ein Hauch von Wehmut zu verspüren bei dieser Mitgliederversammlung des CDU-Stadtverbandes Schramberg im Gasthaus „Kreuz“ in Sulgen-Oberreute.
Vier Jahre lang hatte Johannes Grimm den Vorsitz inne, nun hat er das Amt abgegeben. Zu seinem Nachfolger wählte die Versammlung Thomas Brantner, der vor sage und schreibe zwanzig Jahren schon einmal Vorsitzender der CDU Schramberg gewesen war.
Und obwohl er bei seiner Bewerbungsrede mit einer Reihe von programmatischen Aussagen sogar an manche Vorstellungen von damals anknüpfen konnte, wie er selbst überrascht feststellte, stand an diesem Abend noch einmal Johannes Grimm im Mittelpunkt.
Gerade auch angesichts der von seinem Stellvertreter Eberhard Pietsch bei seinen Dankesworten geäußerten manchmal „heftigen Diskussionen“, gerade darum waren Stimmung, Dank und ganz große Anerkennung ehrlich, aufrichtig und zeigte das Bild eines Stadtverbandes, in dem gerungen wird um die richtige Politik für die Stadt. Denn darum geht es der CDU Schramberg in erster Linie.
So war es auch kein Zufall, dass die vierjährige Ära unter dem Vorsitz von Johannes Grimm mit der von ihm ins Leben gerufenen Reihe „Schramberg im Wandel – die Zukunft gestalten“ bezeichnet werden könne, wie an diesem denkwürdigen Abend bemerkt wurde. Er bedeutete eine Zäsur für die CDU in Schramberg, die der Kreisvorsitzende Stefan Teufel als das „Flaggschiff“ unter den Orts- und Stadtverbänden im Kreis bezeichnete.
Wie sehr die CDU in Schramberg die Verantwortung spürt und sie ernst nimmt, beleuchtete schlaglichtartig die in manchen Redebeiträgen immer wieder aufkommende Debatte um die Zukunft der Stadt. „Seit vielen Jahren kämpfen wir für die Talstadtumfahrung“, sagte beispielsweise Fraktionssprecher Clemens Maurer. Umso mehr ist die CDU noch immer unzufrieden damit, dass vor einem Jahr bei einer Veranstaltung der Partei zur Talumfahrung von der Stadt zwar zugesagt worden war, die notwendige städtebauliche Planung voranzutreiben: „Doch geschehen ist nichts.“
Dabei steht die CDU hinter der Talstadtumfahrung und der Bewerbung um die Landesgartenschau als die beiden großen Projekte. Mit ihnen will sie den Stellenwert und die Bedeutung der Stadt hervorheben und bekräftigen: nicht mit Neid auf die in einem Aufschwung befindliche Kreisstadt, sondern in einer gesunden und guten Wettbewerbssituation mit Rottweil.
Sie präsentierte sich bei dieser Mitgliederversammlung als genauso geschlossen wie als drängende politische Kraft – und will dies mit einer an manchen Stellen veränderten Führungsmannschaft mit Nachdruck unterstreichen.
Von dem „Ich bin gerührt“ von Johannes Grimm angesichts einem sehr harmonischen und mit vielen Dankesworten begleiteten Treffen der Schramberger Christdemokraten bis zur Neuaufstellung und dem Willen, den eingeschlagenen Pfad weiter entschlossen zu gehen, war nahezu alle vorhanden, was Anlass gibt, „dass wir die Herausforderungen der nächsten zwei Jahre erfolgreich angehen werden“ (Thomas Brantner).
Der neu gewählte Vorstand:
Vorsitzender: Thomas Brantner
Stellvertreter: Eberhard Pietsch, Alexandra Zink-Colacicco
Schatzmeisterin: Annette Fuchs
Schriftführerin: Jessica Müller
Pressereferent: Dominik Dieterle
Internetbeauftragter: Hilmar Bühler
Beisitzer: Uli Bauknecht, Joachim Fink, Erwin Fehrenbacher, Mike Kohler, Matthias Kohlhase,
Kassenprüfer: Karl Roth, Xaver Hilser
Nicht mehr kandidiert hatten Jürgen Reuter und Franz Moser. Sie durften den verdienten Dank für ihre jahrelange treue Mitarbeit in Worten und durch ein Weinpräsent entgegennehmen.
Von den sechs zu ehrenden Mitgliedern konnte nur Josef Doedt anwesend sein. Er, seit 25 Jahren Mitglied in der CDU, freute sich über Ehrennadel, Urkunde und ein Flasche Wein, überreicht von Johannes Grimm und Stefan Teufel.
Nachgeholt zu einem späteren Zeitpunkt werden die weiteren Ehrungen: Walter Haberstock und Martin Maurer (je 50 Jahre), Peter Weisser, Irene King und Bruno Neininger für je 40-jährige Mitgliedschaft in der Partei.
Last not least lenkte der Kurzbericht von Stefan Teufel aus der Landespolitik den Blick zu den Themen, die in Stuttgart diskutiert werden, die aber allesamt eng mit den Interessen und Anliegen von Schramberg und der Region verbunden sind: die Talstadtumfahrung und die Landesgartenschau sowieso, aber auch das berufliche Schulwesen, die Verabschiedung des Doppelhaushalts, die Investitionen in die Infrastruktur, die Sicherung der Kriminalpolizei und der Autobahnpolizei im Kreis sowie die Einführung des Stipendienmodells für junge Ärzte. Letzteres hatte Stefan Teufel als gesundheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion durchgesetzt: „Ein wichtiger Baustein, damit wir die ärztliche Versorgung auf dem Land sicherstellen können.“ Und dass er richtig ist, bestätigte ihm im Gespräch nach dem offiziellen Ende der gut zweistündigen Mitgliederversammlung ein junger Arzt, der als Neumitglied in der CDU daran mitwirken will, dass der ländliche Raum Zukunft hat.
Wehmut, Dank, eine Zäsur, Kontinuität, Erneuerung und der feste Wille, die anvisierten Ziele mit Engagement und Freude zu verfolgen: wie im Brennglas beleuchtete die Mitgliederversammlung der CDU Schramberg die aktuelle politische Situation. „Wir zeigen, dass wir eine sehr lebendige Partei sind“, hatte Johannes Grimm zum Beginn seines letzten Rechenschaftsberichts als Vorsitzender gesagt. Dass dies so bleibt, daran ließ der Verlauf dieses Abends keinen Zweifel. Und auch nicht der deutlich verjüngte Vorstand. Wenn mit dem 23-jährigen Pressereferenten Dominik Dieterle ein junger Mann bereit war, Verantwortung zu übernehmen und das Neumitglied Jessica Müller (29) zur Schriftführerin gewählt wurde, dann, so Thomas Brantner, „sind auch dies gute Zeichen für die Zukunft unserer Partei.“ Was zu der Aussage des Fraktionssprechers Clemens Maurer passte, der analog zur Verjüngung der CDU über seine Heimatstadt sagte: „Wir haben 150 Jahre Schramberg gefeiert. Und wir können feststellen: Schramberg ist eine junge Stadt.“ Doch dazu gehört für ihn auch, dass sich etwas bewegt: „Wir wollen, dass die großen Projekte umgesetzt werden. Und wir brauchen keinen Schnickschnack wie die Umweltzone.“ Die CDU will eine nach vorne gerichtete Politik vorantreiben. Und kein kleinliches und perspektivloses Klein-Klein.