Was bleibt bei Perspektivlosigkeit?
Zum „Nachdenken über Schuld und Unschuld im Gaza-Krieg und der Region Nahost“ hatte die CDU-Ortsverbandsvorsitzende von Vöhringen-Wittershausen, Andrea Kopp, den ehemaligen Bundestagsabgeordneten und langjährigen Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder in die Tonauhalle eingeladen. Ein Thema, das, so gestellt,
emotional belastbar sei, wie er gleich zu Beginn feststellte. Und das in seiner Tiefe und um die Vorgänge im Nahen Osten umfassend erläutern kann, eines Kenners bedarf wie Volker Kauder, der die Geschichte, die Zusammenhänge und die Einbeziehung des Geschehens in die völkerrechtliche Situation darstellen auf Grund seiner zahlreichen Besuche und Gespräche mit führenden Personen im Vorderen Orient auf faszinierende Weise vermitteln kann.
Er, der wesensbedingt ein grundsätzlich positiver Mensch ist, schloss seine Ausführungen auf die Frage nach einer Lösung mit dem Satz: „Ich bin nicht zuversichtlich.“ Und schob dann doch noch ein „aber auch nicht ganz ohne Hoffnung.“
Alleine schon die von ihm geschilderten unvorstellbaren Gräueltaten vom 7. Oktober vergangenen Jahres beim Überfall der Hamas auf Israel können nur dann verstanden werden, wenn dieser Hass („Wie ist so viel Hass, so viel Brutalität möglich?“ fragte ein Besucher) und damit zusammenhängend, der in dieser Region vorhanden ist, beleuchtet wird und aufgezeigt wird. Was bleibt bei Perspektivlosigkeit? Depression oder Aggression! In einer Region, die ein Pulverfass ist, und, so Volker Kauder, „die Lunte wird immer kürzer.“
Dabei ist „Krieg immer Unrecht.“ Sagt Volker Kauder. Wobei nach dem Völkerrecht ein überfallenes Land das Recht habe, sich zu verteidigen. Es gilt aber auch das Übermaßverbot, das Verbot des Exzess. Wie umgehen mit einer Situation, in der Israel seit der Gründung in seiner Existenz gefährdet ist? Und damals wurde bereits der Webfehler begangen, Israel als „Judenstaat“ zu begründen.
Am Rande der Diskussion tauchte auch die Frage nach der UNO auf. Eine Frage, die Volker Kauder rasch beantwortete: „Die UNO ist ein zahnloses Krokodil.“ Alleine schon der Bückling, den der UN-Generalsekretär kürzlich gegenüber Putin gemacht hat, sage alles. Letzten Endes, so ist der CDU-Politiker überzeugt, sieht er die Möglichkeit, dass ein Friede ähnlich wie beim Ende des 30jährigen Krieges, erreicht werden könne, wenn alle Seiten erschöpft seien. Doch die Hoffnung ist im Nahen Osten vage.
„Heute Abend haben wir eine einzigartige Geschichtsstunde erlebt“, beschrieb der Schramberger Ehrenbürger Dr. Hans-Jochem Steim sein Empfinden. Und bedauerte, dass so wenige Jugendliche zugegen waren. Gerade weil Volker Kauder während seines Vortrages in Anlehnung an Orwells „1984“ auf das Wahrheitsministerium hingewiesen hatte: „Da wird so oft Falsches behauptet, bis es geglaubt wird.“ Und Vorkommnisse, wie sie in Berlin zu erleben waren, stattfinden: „Solches darf nicht hingenommen werden.“ Auch wenn es mühsam erscheint, so fiel der Appell von Dr. Steim und auch von Lothar Reinhardt, der zusammen mit Andrea Kopp durch den Abend führte: „Es gilt zu informieren, aufzuklären!“
So wie dies bei der Veranstaltung mit dem CDU-Politiker umfassend gelungen ist. Beim gemeinsamen Nachdenken über einen brandgefährlichen Konflikt in unserer Nachbarregion.
Wo Schuld, Unschuld, und Verantwortung und vor allem unendlich viel Elend und Leid in engem Zusammenhang stehen.