KREIS ROTTWEIL, 6. Aug. 14 - Manche fragen, verwundert, besorgt, vor allem aber erstaunt, wie Volker Kauder es durchhält: Die Sommertour des Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion dauert zwei Wochen lang, Tag für Tag. Beim „Schwarzwald-Tag“ ging’s morgens um 9 Uhr los und spät abends nach mehr als zwölf Stunden war dann mal Feierabend.
Ein Teil der Antwort liegt sicherlich in der sehr guten Konstitution des christdemokratischen Spitzenpolitikers, ein anderer aber gewiss auch in den zahlreichen, ganz unterschiedlichen Begegnungen, Gesprächen, in dem Miteinander mit den Bürgern seines Wahlkreises – was in der Dichte und Ausführlichkeit auch nur bei dieser Gelegenheit möglich ist.
Gerade das in diesem Jahr von ihm formulierte Thema „Heimat, Kultur, Ehrenamt“ bewirkt außerordentlich wertvolle und auch oft überraschende Begegnungen, die beiden Seiten gut tun.
So schon zum Auftakt im Bürgersaal in Hardt, wo nach der Begrüßung durch Gemeinderat Werner Thimm und seinem Streifzug durch die Geschichte der Gemeinde Werner Aust sowie die beiden neuen Vorsitzenden des Partnerschaftsausschusses, Juliane Klausmann und Stefan Peters in ganz überzeugender Manier das Werden, die Entwicklung und die so ungeheuer vielfältige Tätigkeit in der Partnerschaft zwischen Hardt und der französischen, gerade mal 200 Kilometer entfernten Partnergemeinde Vandoncourt beschrieben. Vom Schüleraustausch bis zu so vielen Begegnungen, wie Volker Kauder dies überhaupt noch nie erlebt hat, wie er nach der Präsentation beeindruckt feststellte. Das Thema der Tour ist so sehr tangiert bei diesem Thema: wenn es um Austausch geht, um Verstehen, darum, wie einst vorhandene Vorurteile und Berührungsängste abgebaut werden konnte. Aber da sind dann auch die ganz aktuellen Bezüge, die Volker Kauder andeutete mit der Geschichte zwischen Frankreich und Deutschland, die heute gerade in dieser so krisenhaften Zeit ein verlässlicher Anker sein muss innerhalb der Europäischen Union: wo die Welt in Aufruhr ist wie man sich dies vor kurzem noch nicht hatte vorstellen können.
Hundert Jahre nach Beginn des Ersten, 75 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs.
Und wo sich Volker Kauder Sorgen macht um eine französische Politik, die möglicherweise die Haushaltsstabilitätsziele nicht einhalten kann.
Umso mehr betonte er, wie wichtig der Austausch auf den Ebenen stattfindet, wie sie beispielhaft von Hardt und Vandoncourt betrieben wird. Mit einem Satz: „Ganz großes Kompliment!“
Schramberg-Tennenbronn
Was anderes als die drei Begriffe in der Überschrift über die diesjährige Sommertour berührt das Heimathaus in Tennenbronn? Die Darstellung der Heimat in einer ganz außerordentlich gelungenen Art, die Vermittlung von Kultur aus Jahrhunderten – und die großartige ehrenamtliche Leistung, aus dem in einem schlimmen Zustand befindlichen ehemaligen Kindergarten solch ein Heimatmuseum zu machen. Was Robert Hermann, der Projektleiter des Hauses, nur mal andeutete, konnte Volker Kauder durchaus nachvollziehen: Hat er doch als damaliger stellvertretender Landrat in Tuttlingen das Freilichtmuseum Neuhausen aufgebaut. Bewundernswert auch die zahlreichen Kooperationen. Schulleiterin Tanja Witkowski stellte das Profil ihrer Schule vor, Volker Maier schilderte die seit drei Jahren bestehende Kooperation mit der Grundschule, deren Werkrealschulteil inzwischen aufgelöst werden musste, und der Vorsitzende des Musikvereins Frohsinn, Georg Fleig gab geradezu ein philosophisch unterlegtes Plädoyer für die rhythmisch-musikalische Früherziehung – und dafür, die Heimat attraktiv zu erhalten. Für all die, die nachkommen. Schließlich oblag es Karl-Heinz Moosmann, das von ihm mit Viertklässlern erstellte Modell „Tennenbronn vor dem Dorfbrand“ zu präsentieren. Und die Schritte zu beschreiben von den ersten Überlegungen bis zum jetzt fertigen, so großartig gelungenen Modell. Die blitzenden Augen verrieten die pure Begeisterung, die bei allen Beteiligten da gewesen sein muss. Und was für eine Anstrengung damit verbunden war, lässt sich nur erahnen.
Das nächste Projekt ist schon in der Planung …
Heimat erlebbar machen, Wissen erhalten. Es sind so viele Facetten, die mit dem Heimathaus verbunden werden, so dass auch hier der christdemokratische Politiker seine Hochachtung äußern konnte – wie überhaupt er die jetzt Teilgemeinde von Schramberg in manchen Punkten als beispielgebend bezeichnete.
Die ihre Eigenständigkeit, aber nicht ihre Identität aufgegeben hat, was nicht zuletzt das Heimathaus nachdrücklich unter Beweis stellt.
Lauterbach
„Dies hier ist unsere Heimat, die Mühlen gehören zu unserer Kultur, und für das Ehrenamt steht Michael Holderied.“ Kurz und präzise nannte der Lauterbacher CDU-Ortsverbandsvorsitzende Rolf Buchholz die leicht nachzuvollziehende Begründung für seine Auswahl zur Sommertour. „Schwarzwald at its best“, könnte man sagen, als der Betreuer der Moosenwaldmühle die Geschichte die Historie der Mühlen in Lauterbach insgesamt beschrieb – bis zum 30-jährigen Krieg gab es gerade mal zwei Bannmühlen, um 1900 standen in den beiden Tälern deren 24 – sondern die der Moosenwaldmühle, um die er sich seit nunmehr acht Jahren kümmert und die noch oder auch wieder voll funktionsfähig ist. Beim gemütlichen Zusammensein bei Butterbrezel und Bier bzw. Wasser erklang, bestens dazu passend, das Lied von der „klappernden Mühle im Schwarzwäldertal“, mit der Gitarre begleitet von Oskar Haberstroh. Wie stets auf der gesamten Sommertour waren die Teilnehmer brennend an der Einschätzung der Situation in Europa und in der Welt durch den Berliner Spitzenpolitiker interessiert. Zeit, innezuhalten, denn die von Volker Kauder formulierte „große Sorge“ wurde wohl von allen geteilt in dieser Runde. „Niemand hätte es für möglich gehalten, dass in unserer Zeit solche kriegerischen Auseinandersetzungen wieder möglich sind.“ Umso mehr gelte es, besonnen aber auch konsequent zu handeln. Nachdenkliche Töne.
Schenkenzell
Internationale Begegnung kann auch friedlich und freundschaftlich stattfinden. So erlebt auf der Schenkenburg in Schenkenzell. Seit neun Jahren wird sie, die fast dem Zerfall preisgegeben war (so Bürgermeister Thomas Schenk bei seinen Erläuterungen) grundlegend restauriert, der Blick auf das Bauwerk wird wieder frei. Wege werden neu angelegt. Und dafür sind in diesen Tagen 15 junge Leute im Auftrag der IBG, der Internationen Begegnung in Gemeinschaftsdiensten zuständig: junge Leute aus aller Herren Länder, die in diesem Workcamp ihren Dienst tun, miteinander leben, arbeiten, kochen, Freizeit verbringen. Eine geradezu symbolische Begegnung auf der ehemaligen, so herrlichen Burg: auch wenn die Gespräche angesichts der Sprachenvielfalt teilweise etwas holperig anliefen, so spürten doch
alle Beteiligten, wie „es“ auch geht. Was Volker Kauder, der als Spitzenpolitiker in Berlin und dort in direkter Nähe zur Bundeskanzlerin mit allen Vorgängen in der Welt, bei seiner kurzen Ansprache auch betonte. Und natürlich ging die erste und besorgte Frage an ihn von einer weißrussischen Studentin in Richtung Ukraine / Russland. Fragen, die ihm während der ganzen Sommertour begegnen.
Schiltach
Schiltach hat nicht nur eine bewegte Vergangenheit und den wohl schönsten Marktplatz weit und breit, so dass sich dort eine Stadtführung geradezu anbietet. Doch Franz Harter, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes, hatte die geradezu glanzvolle Idee mit Martina Baumgartner und Klaus Grimm zu „verpflichten“, die drei Aspekte der Stadt am Eingang des Kinzigtals in kongenialer Art und Weise schauspielerisch darstellten. Mit Beginn auf dem Marktplatz, dem weiteren Verlauf im „Wohnzimmer“, wo höchst dramatisch und sehr authentisch das Ende der Flößerei durch das Aufkommen der Eisenbahn dargestellt wurde: hie die nahezu unendliche Trauer des Bürgermeisters und Oberflößers, dort die Freude der Ehefrau über das Aufziehen der neuen Zeit. Das Industriezeitalter, es veränderte auch Schiltach und dessen Einwohner ganz massiv.
Orts- und Themenwechsel: die ganze Existenzgrundlage war weg, vernichtet, nach dem dritten Stadtbrand innerhalb von 80 Jahren gegen Ende des 16. Jahrhunderts. „Ein Fluch ist auf dem Flecken“, es war der Teufel, eine Frau war als Hexe verbrannt worden … Einblicke in ein Jahrhundert voller Verwerfungen und Verwünschungen. Szenen, die erschaudern ließen und teilweise fast nur zu ertragen waren durch manche (selbst-)ironische, für den Beobachter kaum sichtbar ganz leicht schmunzelnd vorgetragene Anklänge. Genial! Mit einer „Räuberpistole“, ebenfalls mit ernstem Hintergrund, endete der Gang durch das „Städtle“ und somit die Stadtführung: Es war kein Zufall, dass im 18. Jahrhundert 6000 bis 8000 Menschen auf der Straße lebten, leben mussten, sich viele als Räuber verdingten. So auch der „weiße Bettelbruder“, der sich einer Treibjagd ausgesetzt sah. Und letztlich gehängt wurde.
Mit kräftigem Beifall würdigten die begeisterten Teilnehmer an diesem einzigartigen Stadtrundgang, und Volker Kauder, der Berliner Spitzenpolitiker, der schon vieles erlebt hat in seinen knapp 65 Jahren, bekannte: „Das war eine eindrucksvolle, einmalige Geschichte!
Ich habe solches noch nie gesehen“, lobte er die Martina Baumgartner und Klaus Grimm für ihre Leistung.
Und selbst zum Beginn des abschließenden und schon traditionellen Abschlussgesprächs im Biergarten des Gasthofs „Pflug“ in Lehengericht stand der Unionspolitiker noch unter dem Eindruck des Erlebten. Dem Blick in die Schiltacher Vergangenheit mit all den dramatischen Ereignissen folgte die ebenfalls bedrückende Situationsbeschreibung der zahlreichen Krisenherde dieser Zeit. Mit Informationen, wie sie nur jemand geben kann, der im politischen Geschehen ganz vorne mit dabei ist, mit einer Nachdenklichkeit und Ernsthaftigkeit, „wie wir dies in all den Jahren nicht hatten“, wie Franz Harter ganz zum Schluss bemerkte. Da rückten dann die fast schon alltäglichen innenpolitischen Themen an den Rand.
Doch es gab auch Grund zur Freude: Volker Kauder und der CDU-Kreisvorsitzende ehrten gemeinsam Franz Harter, Roland Groß und Gerhard Köpfer für ihre je 40-jährige Mitgliedschaft und Treue zur CDU mit herzlichen Dankesworten, mit Urkunde und Ehrennadel. Und es war zu spüren: Gerade in einer Zeit, in der die Welt in Aufwallung ist wie schon lange nicht mehr, sind Engagement und Mittun wichtiger denn je.