KREIS TUTTLINGEN, 4. Aug. 14 - Es war keine leichte Kost, die der Bundestagsabgeordnete Volker Kauder (CDU) in der Sankt- Nikolaus-Kirche in Mühlheim-Stetten den zahlreichen Besuchern präsentierte. Aber eine, die aufrüttelte und die niemanden kalt lässt. 100 Millionen Christen werden derzeit verfolgt, drangsaliert, mit dem Tode bedroht, in vielen Teilen der Welt, vor allem in muslimischen Ländern. Seit Volker Kauder das Thema zu seinem gemacht, ein Buch darüber veröffentlicht hat, schaut die Öffentlichkeit genauer hin, die Politik wie auch die Kirchen, die es bis dato eher bedeckt gehalten hatten.
Seit dem wird nicht mehr geschwiegen. Die Staatsmänner, egal ob in Indonesien oder in China, wissen, dass der Unionsfraktionsvorsitzende und auch die Bundeskanzlerin anmahnen, dass sie nahezu alle die UNO-Charta unterschrieben haben, wonach die Religionsfreiheit in ihren Ländern garantiert ist. Auch die Möglichkeit, die Religion zu wechseln, ein grundlegendes Recht. Doch in seinem beeindruckenden halbstündigen Vortrag verdeutlichte Volker Kauder, was mit jenen passiert, die entweder ihren christlichen Glauben leben oder auch vom muslimischen zum christlichen Glauben wechseln wollen. Die Abkehr vom Islam gilt als Todsünde, wird mit drakonischen Strafen sanktioniert. Die Scharia wird in den Ländern angewendet, in denen die Staaten nicht mehr für Recht und Ordnung sorgen (können). „Gerade aber nach den Erfahrungen des Dritten Reiches in Deutschland darf es uns nicht gleichgültig sein, müssen wir darauf pochen, dass der Artikel 48 der UNO-Charta, in der die Religionsfreiheit verankert ist, eingehalten wird.
Bei der Begrüßung bereits hatte die CDU-Stadtverbandsvorsitzende Lena-Maria Weiß darauf hingewiesen, dass die Verfolgung von Christen gar nicht so weit von uns entfernt stattfindet und betont, wie wichtig das Thema „für uns alle ist.“ Dagegen sind Dinge wie die „Rente mit 63“ geradezu ein Klacks, relativierte Volker Kauder bei seinem Vortrag die Themenbereiche, die im eigenen Land die Menschen bewegen. Und Bernhard Buschle, der stellvertretende Kirchengemeinderatsvorsitzende der Pfarrgemeinde sah die Behandlung gerade dieses bedrückenden Themas genau an der richtigen Stelle: war doch der Patron der Gemeinde, Nikolaus, im Jahre 310 wegen seines Glaubens gefangen genommen und gefoltert worden.
So zieht sich eine Spur bis heute: bis hin zur Terrorgruppe IS (früher ISIS), die in brutalster Form Christen vertreibt und ermordet. Und selbst innerhalb der verschiedenen muslimischen Gruppierungen finden inzwischen Verfolgungen statt. Wie Volker Kauder „überhaupt nichts gegen Muslime hat“, wie er glaubhaft und nachdrücklich versicherte: „Ich verlange lediglich, dass die Christen nicht anders behandelt werden als die Muslime.“ Was aber ist zu tun? Aufmerksam machen, immer wieder ansprechen, und, so zitierte er den verstorbenen ägyptischen Papst, mit dem er sich mehrere Male getroffen hat: „Beten Sie für uns, dann wissen wir, dass an uns gedacht hat.“
Ein bewegender Nachmittag, diese Stunde in der Nikolaus-Kirche in Stetten. Der seine Fortsetzung fand bei Kaffee und Kuchen auf dem Vorplatz, den die Landfrauen unter ihrer Vorsitzenden Karola Maier kredenzten. Und wo Volker Kauder in sehr eindringlichen Worten die Krisenherde dieser Welt beleuchtete: „Wir hätten nicht gedacht, dass 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs wieder Dinge geschehen wie der Bruch des Völkerrechts durch den russischen Präsidenten Putin durch sein Vorgehen gegen die Ukraine. Es gilt wachsam zu sein.“