VILLINGENDORF, 2. Aug. 14 - Heimat, Kultur, Ehrenamt: Die Überschrift über die diesjährige Sommertour des Bundestagsabgeordneten Volker Kauder passte am letzten Tag der ersten Woche perfekt zu allen Programmpunkten und prägte bei ganz verschiedenen Terminen Inhalte und Gespräche. So schon am frühen Morgen bei der Präsentation der ehrenamtlichen Tätigkeit rund um den Sportverein in Villingendorf. Die kleinen Turner zeigten ihr Können, Kinder absolvierten auf dem wunderschön gelegenen und sehr gepflegten Fußballplatz ihr Training; und dazu informierten die beiden Vorsitzenden des Sportvereins Bernd Seifried und Werner Schaumann auf dem Balkon des in den Jahren 1971/72 gebauten Sportheims, welches Engagement notwendig ist, um einen solchen Verein erfolgreich zu führen.
Wenn 122 Kinder (!) trainiert und ausgebildet werden, und auch, wenn die erste Fußballmannschaft nach dem bedauerlichen Abstieg sich auf den Weg macht, in der nächsten Saison wieder anzugreifen. Anders als bei anderen Vereinen fließt in Villingendorf kein Geld, was einerseits sehr sympathisch ist, aber es auch nicht einfacher macht, Spieler zu halten bzw. zu verpflichten. Umso mehr äußerte der CDU-Politiker seinen Respekt für die in dem Sportverein erbrachte Leistung und den großen Einsatz, der von vielen einfließt in die Arbeit.
Bei diesem Gespräch schwang schon mit, was sämtliche Begegnungen den ganzen Tag über mit begleiteten: die Zukunft des ländlichen Raumes. Wie kann er sich gegenüber den lockenden Angeboten in den Ballungszentren mit deren anderen Möglichkeiten behaupten?
Wie kann die Heimat attraktiv bleiben? Es bleibt dies eine Daueraufgabe, an der viele mitwirken müssen. Gerade auch, wenn Volker Kauder darauf hinwies, dass erstmals in Deutschland mehr Menschen in den Ballungsräumen leben als im ländlichen Raum: „Und diese Tendenz nimmt eher noch zu.“
Blickpunkt Wohnqualität: Bürgermeister Karl-Heinz Bucher sprach das zu deutlich hörbare „Klack – klack“ bei der Neckarbrücke der nahen Autobahn an, das zwar nicht wegzubringen, aber bei einem anderen System der Verbindung abgemildert werden könne. Ein Hinweis, den Volker Kauder mitnehmen wird. „Das will ich mir anschauen“, so sein Versprechen zum Abschluss des zweistündigen Aufenthalts in Villingendorf.
Nie auf allen seinen Sommertouren hat Volker Kauder so viele Backhäuser erlebt wie dieses Mal. Mit je eigener Geschichte und Verwendung. Dies gilt auch für das Gemeindebackhaus in Bösingen-Herrenzimmern, in dem Theo Bihler als gelernter Metzger tätig ist und alle zwei Wochen bäckt. Mit Retro in die Zukunft, die Wiederentdeckung verschüttet geglaubter Traditionen und Werte!
Im gleichen Gebäude ist das Deutsche Rote Kreuz beheimatet: Vorsitzender Gerhard Noder erläuterte dem CDU-Politiker Werdegang und wichtige Funktion des DRK in der Gemeinde. Wobei Volker Kauder vor allem die Tatsache würdigte, dass mit der Defibrillation bei sehr vielen Herzinfarkten Leben gerettet werden können.
Im Haus Josefine schließlich war die mehr als bemerkenswerte Tatsache zu erfahren, wie die Olga-Stritt-Stiftung zusammen mit mehreren beteiligten Trägern und Mitwirkenden eine Einrichtung geschaffen haben, die heute als wertvolles Bindeglied für die soziale Arbeit in der Gemeinde einen unschätzbaren Dienst leistet.
Wer sich in der Ortsmitte von Epfendorf umschaut, für den ist ohne viel Mühen sichtbar: diese Gemeinde ist im Aufbruch begriffen. Die grundlegende Sanierung des Rathauses, die eigentlich ein Neubau ist, ist im Zeitplan und, was auch nicht belanglos ist, hat den Kostenplan unterschritten. Bürgermeister Peter Boch konnte beim Besuch des CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden bei herrlichem Sommerwetter zu Recht und mit Stolz die sichtbaren Veränderungen in der Gemeinde präsentieren, die sich wiederfinden in der Befindlichkeit und im Lebensgefühl der Menschen.
Der ländliche Raum und der Fortschritt, Herkunft, Tradition und Zukunftsgewinnung: sie sind wohl kaum so auf engem Raum sicht- und erlebbar wie beim Mühlengraben in Epfendorf. Alexander Keller ist eng verbunden mit dem Bau des geplanten Aufzugstestturms von ThyssenKrupp in Rottweil – in gleichem Maße aber mit dem Areal bei seinem Wohngebäude: Marienstatue, Kreuz, Mühle, die wunderschöne Gartenanlage – ein Ort zum Verweilen und zum Meditieren. Von ihm und seiner Frau Beatrix mit seiner Familie im Jahre 2003 übernommen: „Ein Ort für die Seele und für das Wohlfühlen“, wie er sagte. Auch der Dankbarkeit. In diese sehr angeregte positive und mehr als freundliche Stimmung hinein lenkte Volker Kauder, als Chef der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag stets im Kontakt mit der Bundeskanzlerin und vertraut mit den Ereignissen weit über Deutschland hinaus, auf die aktuellen Krisensituationen. Nach einem kurzen Überblick über die Arbeit der großen Koalition und den Herausforderungen in der Innenpolitik gab er seiner großen Sorge darüber Ausdruck, wie der russische Präsident in der Ukraine das Selbstbestimmungsrecht der Völker breche, sich nicht an Verträge halte und sagte: „Der Flugzeugabschuss und wie menschenverachtend umgegangen worden ist mit den Toten ist ganz und gar unerträglich und verstößt gegen jede moralische Dimension.“ Bei einem anderen Krisenherd, den Auseinandersetzungen im Nahen Osten, wandte sich Volker Kauder scharf gegen in jüngster Zeit aufgekommenen Antisemitismus. Er muss im Keim erstickt werden, egal von wem er ausgeht. Und gegen die Vorstellung, die Vorgänge in den Krisengebieten hätten mit uns nichts zu tun, warnte er: „Über die islamischen Staaten kann ganz schnell der Terror nach Europa kommen.“
Es gilt wachsam zu sein. „Wir können froh sein, dass in Deutschland die Union mit Angela Merkel an der Spitze regiert, besonnen, aber auch entschlossen“, sagte Volker Kauder zum Abschluss seiner sehr nachdenklich machenden Rede vor zahlreichen Besuchern von Jung bis Alt an diesem ganz besonderen Ort mit seiner Ausstrahlung und der so großen Gastfreundschaft der Familie Keller.
Die Sommertour führt Volker Kauder in zwei Wochen durch seinen gesamten Wahlkreis. So wie die restlichen Stunden an diesem Tag sich für ihn quasi eine Tour d‘Oberndorf gestalteten. Mit Beginn im Bürgerhaus in Bochingen. „Gerade in diesem Stadtteil ist das ehrenamtliche Tun in besonderer Weise auffällig“, begründete CDU-Stadtverbandsvorsitzender Robert Häring die Schwerpunkte der von ihm zusammengestellten Programmpunkte. Thorsten Ade als Vorsitzender des Fördervereins des Kronesaals beschrieb in eindrücklichen Worten, wie der Saal, der einstmals fast vor dem Ende stand, erhalten werden konnte und heute zum Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft geworden ist. Für den jüngsten Verein in Bochingen, „Bürger für Bürger“ konnte Vorsitzender Werner Schneider ein beeindruckendes wie sehr durchdachtes Tableau von Aktivitäten und Tätigkeiten vorweisen, das in der kurzen Zeit bereits erstaunlich viel geleistet hat und einen äußerst umfangreiche Aufgabenbereich aufweist. Großes Lob und viel Anerkennung zollte Volker Kauder den „Bürgern für Bürger“ wie er jegliches ehrenamtliche Tun preist, sieht aber die in jüngster Zeit immer mehr aufkommenden Vereine dieser Art neue Ansätze für bürgerschaftliches Tun. Besonders aufmerksam und mit Freude hörte er den Erläuterungen von Günther Hirschann zu, der in Boll im Jahre 2007 ein Zirkusprojekt gegründet hat, das unter dem Motto „Kinder stark machen fürs Leben“ immer wieder für Furore sorgt. Mit dem einwöchigen Besuch samt Auftritt mit Profis in der französischen Partnerstadt Thierville. Volker Kauder, bekanntermaßen großer Zirkusfan, betonte wie der Leiter des Projekts die große pädagogische Wirkung dieses Genres. Gerade für Kinder. Und er fügte hinzu: „Der Satz ist nicht neu, aber er bleibt richtig: Wer sich betätigt, muss auch bestätigt werden.“
Die Tour führte dann zum Festgelände zur Besichtigung des dort derzeit stationierten mobilen und zerlegbaren Backhauses und dann über Probenraum des Musikvereins Altoberndorf, das für ein Volumen von 105 000 Euro grundlegend saniert worden ist bis hin zu dem in 15 Monaten gänzlich neu erbauten Jugendhaus in Hochmössingen, bei dem sich 43 Jugendliche mit tatkräftiger „erwachsener“ Unterstützung engagiert hatten. Nach einer etwas längeren Vorlaufzeit, wie der ehemalige Ortsvorsteher Thomas Rohr bei der Begrüßung berichtete. Diesmal kein betreutes Wohnen, sondern, was eher selten der Fall ist, ganz und gar neues Haus für die Jugendlichen. Mit weit reichenden Konsequenzen: früher immer wieder erlebter Vandalismus ist out, das soziale Miteinander ist besser, die Akzeptanz in der Bevölkerung ist da.
Dennoch bleiben Fragen, die die jungen Leute an den Politiker stellten. Die Fragen, die immer wieder auftauchen: Welche Zukunft haben wir im ländlichen Raum? Welche Perspektiven ergeben sich für uns? „Es gibt dafür keine einfachen Antworten, keine Patentlösung“, war die sehr offene Auskunft von dem Christdemokraten, der sich als Abgeordneter aus dieser Raumschaft der Erhaltung und Weiterentwicklung des ländlichen Raumes seit jeher stark macht. Vielmehr sind es viele einzelne Facetten, die dabei mitwirken müssen. Und er bekannte: „Ich wollte, als ich anfing zu studieren, auch nicht von zu Hause ins nahe Konstanz gehen, sondern ins weiter entfernte Freiburg.“
Umso mehr bleibt die Herausforderung bestehen. Mit einer solchen ganz eigenen Art konfrontierten die jungen Leute den Unionspolitiker bei einer Runde „Kickern“: Es ging heftig zur Sache, da wurde gekämpft und gefightet, und schließlich setzten sich die Jungen dann aber doch relativ knapp gegen Volker Kauder & Co. durch. Zur allgemeinen Erheiterung.
Mit zur Stärkung des ländlichen Raumes – einem Dauerthema, das bleibt -, kann auch eine Einrichtung wie das Serenadenkonzert auf dem Schuhmarkt beitragen; der letzten Station an diesem Tourtag. Bis in den späten Abend hinein erfreuten die Musiker des Musikvereins Altoberndorf bei sommerlicher Stimmungslage, nachdem Volker Kauder mit herzlichem Beifall von den vielen Zuschauern begrüßt worden war. Vor Beginn des Konzerts jedoch sprach er mit Beschäftigten von Heckler & Koch einmal mehr über ein für sie sehr wichtiges Thema und im Gespräch mit den „Bürgern für Bürger“ ging es einmal mehr um deren so großartiges Engagement. Ende eines langen Tourtages. Abschluss der ersten Woche Sommertour. Mit unzähligen Begegnungen und Erfahrungen.