Wenn die Informationsveranstaltung politisch schlagseitig ausfällt, schleicht sich leichtes Unbehagen ein
„Der Bedarf einer leistungsfähigen Breitbandversorgung ist eine der wichtigsten Standortfaktoren.“ So stand’s in der Einladung zu einer Veranstaltung der Mittelstandsvereinigung im Kreis Rottweil in den Räumlichkeiten der Firma Wafi, Walter Fischer GmbH & Co. KG in Sulz-Kastell. Stimmt erst einmal alles. Auch was Prof. Dr. Jürgen Anders von der Hochschule Furtwangen als Gastreferent in seinem Vortrag im ersten Teil vortrug. Nach den einleitenden Bemerkungen von Klaus-Dieter Thiel, der als Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung die Bedeutung einer funktionierenden Versorgung mit dem schnellen Internet für Wirtschaft und für den privaten Bereich betont hatte. Und nach einer schwungvollen Begrüßung durch Brigitte Fischer, die zusammen mit Gabriele Steeb das Unternehmen leitet und stolz kundtun konnte: „Bei uns stimmt die Frauenquote.“ 72 Mitarbeiter zählt das im Jahre 1954 gegründete Unternehmen, das weiterhin auf einer Erfolgswelle unterwegs ist. Wie hatte der Unionsfraktionsvorsitzende Volker Kauder bei der Winterwanderung der CDU Sulz nach dem damaligen Aufenthalt an gleicher Stätte kundgetan? „Das Beste war die Geschäftsführerin!“
Dann als der Vortrag des Breitbandexperten bzw. des Professors (auf seinen Titel wies Jürgen Anders während des Abends immer wieder hin): In der Tat, der Bedarf an Datenübertragungen wächst in einem Ausmaß, wie dies vor wenigen Jahren noch kaum vorstellbar war. Der Netzausbau muss jetzt geschehen. Dazu ist jede Anstrengung vonnöten. Für die Industrie 4.0 wie für die privaten Nutzer.
So weit so nachvollziehbar.
Dann aber vergaloppierte sich der „Professor“, bedauerlicherweise. Nur die grün-rote Vorgehensweise für den Ausbau ist die richtige, so seine Aussage. Das Konzept des Bundes dagegen sei eine „Mogelpackung“, verkündete er quasi ex cathedra. Und als Professor braucht er seine Behauptung auch nicht besonders zu begründen. Oder gilt da einfach? Wes Brot ich ess‘, …“ Es klang sehr danach.
Eine Spur zu überheblich, etwas zu arrogant klang er bei Vortrag samt Diskussion. Auch wenn er auf die Frage von Klaus-Dieter Thiel nicht wusste, wer sich hinter dem Kürzel OEW („Was halten Sie davon, wenn sich die OEW auch um die Breitbandversorgung kümmert?“) verbirgt und angesprochen auf den eklatanten Unterschied bei der Förderung des Ausbaus zwischen dem Freistaat Bayern und dem Land Baden-Württemberg meinte er, Bayern habe eben einen so großen Rückstand aufzuholen. Auch wenn man manche seiner Äußerungen freundlicherweise zu überhören bereit war, so blieb doch reichlich Unbehagen übrig. Schade. Angesichts der Erwartungen und des guten Willens der Mittelstandsvereinigung.
Wie hatte Volker Kauder im Winter gesagt: „Das Beste war die Geschäftsführerin!“ Stimmt auch diesmal. Sie hatte die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt und mit den köstlichen Häppchen in der Pause für wahre Gaumenfreuden gesorgt. Dafür auch an der Stelle nochmals herzlichen und nachhaltigen Dank!