Vor hundert Jahren wurde Prof. Dr. Bruno Heck geboren / Konrad-Adenauer-Stiftung ehrt in Rottweil eine der prägenden politischen Persönlichkeiten, ihren Gründer und langjährigen Vorsitzenden
In einer bewegenden Feierstunde im Festsaal des Vinzenz von Paul Hospitals in Rottweil ehrten hochkarätige Politiker und Weggefährten das Lebenswerk und die herausragende Persönlichkeit von Prof. Dr. Bruno Heck.
Mit den Worten „Ich verneige mich an diesem Tag vor Bruno Heck“, schloss der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, Bernhard Vogel seine Rede und sagte dies stellvertretend für alle Anwesenden. In großer Anerkennung für das jahrzehntelange Wirken des genau vor hundert Jahren, am 20. Januar 1917 in Aalen geborenen Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Rottweil-Tuttlingen (1957 bis 1976), Bundesfamilienministers (1962 bis 1968), CDU-Bundesgeschäftsführers und –Generalsekretärs (1967 bis 1971) und Gründer und langjährigen Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung (1968 bis 1989).
„Politik aus christlicher Verantwortung“, so war die Gedenkveranstaltung überschrieben, und diese Titulierung fasste all die Beschreibungen und Schilderungen zusammen, die es aus den ganz unterschiedlichen, je individuellen und ganz einprägsamen Erfahrungen der Festredner Erwin Teufel, Volker Kauder und Bernhard Vogel so in der Zusammenschau wohl noch nie gab und vermutlich nie mehr geben wird.
Unzählig viele Facetten eines erfüllten Lebens wurden sichtbar und wurden durch die Reden deutlich: immer aber mündeten sie in den Grundsätzen, die den überzeugten Demokraten und katholischen Christen leiteten: im Mittelpunkt steht die Würde des Menschen. Daraus leitete der aus ganz bescheidenen Verhältnissen (sein Vater war Schlossgärtner am Rand der Schwäbischen Alb) stammende Bruno Heck sein gesamtes Wirken her.
Egal ob er das deutsch-französische Jugendwerk gründete, die Fundamente für Familienpolitik legte, als Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung das weltweit tätige Bildungswerk der Konrad-Adenauer-Stiftung begründete, um nur ein paar wenige Beispiele der bis heute wirksamen Anstöße und Impulse zu nennen: es ging ihm immer um Freiheit, um Freiheit in Verantwortung. So Volker Kauder, der sich „nie hätte ausmalen können, dass ich einmal gleich in zweifacher Funktion die Nachfolge von Bruno Heck würde antreten können: als Generalsekretär der CDU Deutschlands und als Bundestagsabgeordneter.“ Und mit Blick auf manche derzeitige Diskussionen um das Profil und das Selbstverständnis der CDU („Wo bleibt das Konservative?“) wäre von Bruno Heck klar und unmissverständlich die Antwort sagen: „Wir machen Politik auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes.“
Woher diese Grundfundierung rührt, das hatte Erwin Teufel zuvor ganz eindrücklich
beschrieben, wenn er auf den Lebensweg des Mannes einging, der „nicht immer ganz pflegeleicht war“ (Bernhard Vogel), und der schon in jungen Jahren der Zweite Weltkrieg, Entbehrungen, die Gründung der Familie und dann die Übernahme von Verantwortung prägten. In einer Zeit, im Jahr 1952, „als es um die CDU gar nicht gut stand“ und er sich gerade in Rottweil beruflich und familiär eingerichtet hatte, kam Kurt Georg Kiesinger zu ihm nach Hause, trug ihm an, das Amt des CDU-Bundesgeschäftsführers zu übernehmen. Bruno Heck hatte gerade mal zwei Tage Zeit, um sich zu entscheiden. Bruno Heck entschied sich dafür, Verantwortung übernehmen, seine nur kurze Tätigkeit im Kultusministerium des Landes Württemberg-Hohenzollern zu beenden. Mit ganz wenig Begeisterung bei Bundeskanzler und CDU-Bundesvorsitzendem Konrad Adenauer. Als dieser von ihm beim ersten Gespräch dessen Promotionsthema „Die Anordnung der Gedichte des Gaius Valerius Catullus“ erfuhr, wich die Skepsis nicht gerade. So eine von zahlreichen Begebenheiten und charakteristischen Wegmarkierungen, die diesen „Menschen mit Charakter“ (Volker Kauder) ein Leben lang auszeichneten. Die Ergebnisse für die CDU bei den Bundestagswahlen, für die Bruno Heck Verantwortung trug, sprachen für ihn: die Wahl im Jahr 1953 wurde gewonnen, im Jahr 1957 holte die Union mit 50,3 Prozent die absolute Mehrheit der Zweitstimmen.
Und wenn bei der Eröffnung der so denkwürdigen Veranstaltung durch den langjährigen Europaabgeordneten, früheren Präsidenten des Europäischen Parlaments und heutigen Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung auch die zahlreich anwesenden Familienmitglieder von Bruno Heck begrüßt werden konnten und er sich über die Anwesenheit und das Dabeisein von drei Urenkeln im Kleinkinderalter freute („Schön, dass man euch hört, ihr seid unsere Zukunft“), dann entsprach dieses familiäre, ungezwungene Miteinander im Zusammenspiel mit der Ernsthaftigkeit und der Würde des zu Ehrenden dem, was Vermächtnis und Weitergabe der Grundlagen, auf denen alles beruht.
„Es ehrt die Konrad-Adenauer-Stiftung, dass sie diese Gedenkveranstaltung hier in Rottweil abhält“, sagte Erwin Teufel zu Beginn seiner Rede. Hier in Rottweil, wo Bruno Heck im Jahre 1989 zu Grabe getragen wurde. Nachdem er bei einer seiner so geliebten Wanderungen viel zu früh verstorben war.
Begonnen hatte das Gedenken an Bruno Heck mit einem von Dekan Martin Stöffelmaier sehr eindrucksvoll gestalteten Gottesdienst in der Ruhe-Christi-Kirche in Rottweil, dem die Kranzniederlegung am Grab folgte. Wobei Volker Kauder sich bei seiner Rede mit der dortigen Inschrift „Bundesminister“ auseinandersetzte: „Der Leistung und dem Wirken von Bruno Heck wird dies nur unzureichend Weise gerecht.“ Was Bernhard Vogel zu seiner ergänzenden Replik ermunterte: „Es stimmt. Und ich habe gesehen, dass auf dem Grabstein noch Platz ist.“
Zahlreiche kleine Facetten, die ein umfassendes, stimmiges Gesamtbild ergeben. Auch dass der niedersächsische Katholik Dr. Hans-Gert Pöttering erst einmal nachfragen musste, was ein „Dekan“ ist: „Bei uns nennt sich das Dechant.“
Nichts zu fragen gab es bei der so gelungenen musikalischen Umrahmung der Gedenkveranstaltung im Festsaal des Vinzenz von Paul Hospitals: Atemlose Stille und pure Begeisterung begleitete die Geigerin Lena Thanner sowie die die Pianistin Tamara Geißner von der Musikhochschule Trossingen, die mit Sonaten von Johannes Brahms und Johann Sebastian Bach nicht nur den richtigen Ton trafen, sondern das Gesamtkunstwerk einer außergewöhnlichen Veranstaltung würdig umrahmten.